Hundstorfer ist gesetzt, der Platz für Van der Bellen reserviert. Und alles wartet nun auf Erwin Pröll.
Die ÖVP wartet auf Erwin Pröll. Noch hat sich der niederösterreichische Landeshauptmann nicht erklärt, ob er bei der Bundespräsidentenwahl 2016 antreten will. Die Wartezeit verkürzt man sich in der Volkspartei mit der Suche nach Alternativkandidaten. Helga Rabl-Stadler wird genannt. Oder Elisabeth Gürtler. Irmgard Griss ist seit ihrem „ZiB“-Auftritt vor zwei Wochen kein Thema mehr. Sie ist auch zuvor kein wirkliches gewesen.
Gefallen findet man in der Lichtenfelsgasse hingegen an einer gewagteren Variante: an Rechnungshof-Präsident Josef Moser. Dieser wird auch von der FPÖ ins Spiel gebracht. Ein allfälliger schwarz-blauer Kandidat Josef Moser wäre, wie man es dann dreht und wendet – ob im Rahmen einer Bürgerplattform oder was auch immer –, allerdings eine Kampfansage an die SPÖ. Ob die Koalition das aushalten würde, ist fraglich.
Und dann ist da ja noch immer Erwin Pröll: Wenn er wirklich antreten will, wird man ihm das schwer verweigern können. Einen Krieg mit ihm wird sich Reinhold Mitterlehner deswegen nicht anfangen. Das ist schon einem ÖVP-Chef schlecht bekommen: 2010 wollte Erwin Pröll gegen Heinz Fischer antreten. Doch Josef Pröll,damals ÖVP-Obmann, verhinderte dies. Nicht zuletzt mit dem Argument, dass dies seine eigenen Chancen, Kanzler zu werden, mindern würde. Damit machte er sich seinen eigenen Onkel zum Feind, der fortan an seiner Demontage arbeitete.
In der SPÖ ist Sozialminister Rudolf Hundstorfer als Kandidat gesetzt. Das halten zwar nicht alle in der Sozialdemokratie für die allerbeste Lösung, da Hundstorfers Chancen überschaubar sind. Allerdings: Werner Faymann, so heißt es, sei Hundstorfer im Wort. Und Hundstorfer will unbedingt. Dem Vernehmen nach soll nicht zuletzt dessen Frau, Karin Risser, großen Gefallen daran finden, mit ihrem Mann in die Hofburg einzuziehen. Im Gegensatz zur zurückhaltenden MargitFischer hat sie auch wenig Berührungsängste auf dem gesellschaftlichen Parkett. Im Fasching etwa lassen die Hundstorfers Jahr für Jahr kaum einen Ball aus.
Bei den Grünen sind sich die wesentlichen Entscheidungsträger sicher, dass Alexander Van der Bellen antreten wird. Dies allerdings kann auch eine Methode sein, um den Druck auf den ehemaligen Parteichef zu erhöhen, der selbst noch nicht kundgetan hat, ob er nun kandidieren will oder nicht. Denn die Frage ist, ob sich der eher bedächtige Professor mit seinen 71 Jahren wirklich einen Wahlkampf antun will. Und entgegen der landläufigen Meinung ist auch das Amt des Bundespräsidenten an sich nicht gerade unanstrengend. Insbesondere die vielen Auslandreisen und die damit verbundenen Termine im Stundentakt erfordern einiges an Kondition.
Und was machen die Neos? Unterstützen sie Irmgard Griss? „Alles offen“, heißt es. Am 23. November werde es eine „Aussprache“ mit ihr geben.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2015)