Philosoph André Glucksmann gestorben

André Glucksmann
André Glucksmann(c) Die Presse/FABRY Clemens
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Der französische Philosoph war überzeugter Marxist und militanter Maoist, bevor er sich zu einem grundlegenden Kritiker des Totalitarismus entwickelte. Glucksmann wurde 78 Jahre alt.

Der französische Philosoph Andre Glucksmann ist tot. Der Intellektuelle starb im Alter von 78 Jahren in der Nacht zum Dienstag, wie der französische Radiosender "France Info" unter Berufung auf Familienkreise berichtete.

Er nahm an den Mai-Demonstrationen 1968 teil, war überzeugter Marxist und militanter Maoist, bevor er sich in seinen philosophischen Auseinandersetzungen hin zu einer grundlegenden Kritik des Totalitarismus entwickelte.

Auf Deutsch sind von ihm unter anderem "Köchin und Menschenfresser. Über die Beziehung zwischen Staat, Marxismus und Konzentrationslager", "Philosophie der Abschreckung" und "Hass. Die Rückkehr einer elementaren Gewalt" erschienen. In "Köchin und Menschenfresser" rechnete er mit dem Marxismus und Stalinismus ab. Iin "Die Meisterdenker" machte er den deutschen Philosophen Fichte, Hegel und Nietzsche den Prozess. Er warf den Denkern vor, mit ihren romantisch-mythischen Überhöhungen der totalen und endgültigen Revolution zur Gründung des totalitären Staates beigetragen zu haben. 

Radikale Haltungen

Mit seinen radikalen Haltungen sorgte der Philosoph regelmäßig für Aufsehen. Im Jahr 1999 befürwortete er die Intervention der Nato gegen Slobodan Milosevic in Jugoslawien und 2003 unterstützte er den Krieg Amerikas im Irak. Nach den Attentaten vom 11. September 2001 forderte er einen Krieg gegen die internationalen Mörder. 

Eine der Parteinahmen, die er am meisten bereute, war seine Verehrung für Mao Tsetung, wie er in seiner 2007 veröffentlichen Autobiografie "Wut eines Kindes, Zorn eines Lebens" schrieb. Seine jüngste Fehleinschätzung, wie er  2011, bekannte, betraf seinen überraschenden politischen Richtungswechsel vom überzeugten Linken zum Anhänger des ehemaligen konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Der Grund: Er habe in den letzten Jahren bei den französischen Linken die internationale Solidarität vermisst.

(APA)

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