Die Motorensuche des Red-Bull-Teams ist bezeichnend, denn der Reihe nach winken Hersteller dankend ab. Ausstieg oder Renault-Rückkehr bleiben einzige Optionen.
São Paulo/Wien. Wer langjährige Partner medial so „hinrichtet“, wie es Red-Bull-Berater Helmut Marko mit Renault in dieser Formel-1-Saison getan hat, braucht sich nicht zu wundern, wenn andere Motorenhersteller eine gewisse Skepsis zeigen, wenn der Steirer um eine mögliche Kooperation anfragt. Vier WM-Titel in Serie (2010–2013), Applaus und Bewunderung waren dem 2005 in die Formel 1 eingestiegenen, als Partyteam gepriesenen Rennstall gewiss. Red Bull dürfte sich jetzt aber im WM-Zirkus offenbar keiner großen Beliebtheit mehr erfreuen. Nur aus purer Angst, den Gegner zu stärken, lehnen Mercedes, Ferrari oder Honda eine millionenschwere Zusammenarbeit ab . . .
Nach einer verkorksten Saison wie im Vorjahr gewann Mercedes die Marken- und Lewis Hamilton die Fahrer-WM, steht Red Bull vor der Existenzfrage. Dietrich Mateschitz erwägt weiterhin den Ausstieg. An der Fortsetzung des Österreich-GP gebe es so oder so keine Diskussion, war aus der Zentrale in Fuschl zu vernehmen. Dass aber nun vor dem GP in São Paulo am Sonntag (17 Uhr, ORF eins, RTL, Sky) Berichte auftauchen, Red Bull würde zu Renault zurückkehren, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Marko hat die Arbeit der Franzosen hart verurteilt, er sprach von einem „inferioren Produkt“.
Das englische Fachmagazins „Autosport“ meint dennoch, die Verhandlungen seien weit gediehen, alles hänge von Mateschitz ab. Macht er weiter, hört er auf – es obliegt einer konkurrenzfähigen Motorlösung. Die vor Kurzem um drei Wochen verlängerte Frist läuft bald ab. Das Magazin sieht auch den Haken: Red Bull müsste sich offenbar finanziell bei der Entwicklung der Antriebe beteiligen.
Offen ist auch, welchen Namen die künftigen Motoren für Red Bull tragen würden. Der Argwohn soll bei den Franzosen weiterhin groß sein, Renault könnte folglich sogar namenlose Antriebe liefern.
Fahrt um den Trostpreis
Im Schatten von Hamilton kämpfen Nico Rosberg und Sebastian Vettel in Brasilien um die Vize-Weltmeisterschaft. Es ist der Trostpreis dieser Millionenshow, Rosberg kann ihn Sonntag gewinnen. Der Mexiko-Sieger hat 21 Punkte Vorsprung, er spricht sich Mut zu: „Es war großartig, es stimmt mich zuversichtlich.“ (fin)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2015)