Teuerung: Die Inflation bleibt niedrig, die Geldschleuse offen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Inflationsrate bleibt niedrig, was allerdings an den stark gesunkenen Energiepreisen liegt. Wichtige Kategorien, wie Nahrung und Wohnungsmieten, haben sich in Österreich im Oktober erneut stark verteuert.

Wien. Die Inflationsrate ist in Österreich weiterhin ziemlich niedrig. Sie hat im Oktober unverändert 0,7 Prozent betragen – und blieb damit auf dem niedrigsten Stand seit Jänner 2015. Allerdings gilt auch in diesem Monat: Hauptgrund für die gesunkene Teuerung sind die schwachen Ölpreise, die sich in den Treibstoffpreisen widerspiegeln. Das Leben wird deswegen nicht billiger. In einigen Sektoren kam es auch im Oktober erneut zu empfindlichen Preissteigerungen.

Restaurants und Hotels waren im Jahresabstand die kräftigsten Preistreiber. Die Bewirtungsdienstleistungen stiegen kräftig, nämlich um 3,4 Prozent. Beherbergungsdienstleistungen zogen um 1,6 Prozent an. Preise für Freizeit und Kultur stiegen um durchschnittlich 2,0 Prozent, Wohnungsmieten sogar um 3,6 Prozent. Mieten seien fünfmal so stark gestiegen wie die Gesamtteuerung, kritisierten Arbeiterkammer und Pensionistenverband. Sie fordern umgehend eine Mietpreisbremse und mehr leistbare Wohnungen.

Täglicher Einkauf wird teurer

Auch der tägliche Einkauf verteuerte sich wie schon im September um 1,3 Prozent und lag damit abermals über der allgemeinen Inflationsrate. Der wöchentliche Einkauf, bei dem auch Treibstoffe berücksichtigt werden, verbilligte sich dagegen um 2,4 Prozent. Neben den Wohnungsmieten verteuerte sich auch die Instandhaltung von Wohnungen (+1,3 Prozent).

Die gesamte Haushaltsenergie verbilligte sich um 3,4 Prozent. Den größten Einfluss darauf hatte der Preisverfall bei Heizöl (–22,1 Prozent). Gas war um 1,8 Prozent günstiger, feste Brennstoffe um 1,0 Prozent. Dagegen stiegen die Preise für Fernwärme (+0,3 Prozent) und Strom (+1,4 Prozent).

Nahrungsmittel kosteten insgesamt um 0,4 Prozent mehr, wobei sich vor allem Gemüse (+3,9 Prozent), Obst (+4,2 Prozent), Brot und Getreideerzeugnisse (+1,6 Prozent) sowie Fleisch (+1,1 Prozent) verteuerten; Milch, Käse und Eier hingegen wurden um insgesamt minus 3,7 Prozent billiger. Alkoholfreie Getränke waren um durchschnittlich 0,5 Prozent teurer, Bohnenkaffee um 1,5 Prozent. Freizeit- und Kulturdienstleistungen verteuerten sich im Jahresabstand um 2,4 Prozent, Pauschalreisen um 2,2 Prozent.

In der Eurozone wurde im Oktober eine leichte Inflation von 0,1 Prozent registriert. Laut Eurostat gab es in der EU mit 0,0 Prozent dagegen keinerlei Veränderung. Die höchste Teuerung gegenüber September gab es in Malta (+1,6 Prozent), den stärksten Preisverfall verzeichnete Zypern (–1,8 Prozent).

Die Zinsen bleiben unten

EZB-Vizepräsident Vitor Constâncio rechnet wegen der nach wie vor geringen Inflation im Währungsraum noch für geraume Zeit mit wenig Bewegung bei den Zinsen. „Unsere Leitzinsen werden noch für eine längere Zeit niedrig bleiben“, sagte der Portugiese am Montag auf einem Finanzkongress in Frankfurt. Die Teuerungsraten seien weit vom Inflationsziel der Währungshüter entfernt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig eine Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent an. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2015)

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