Währungen: Fallende Ölpreise bringen Saudis unter Druck

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Könnte kommendes Jahr die 30 Jahre alte Bindung des saudischen Riyal an den Dollar fallen?

Wien/Riad. Als Nation auf riesigen Ölreserven zu sitzen hat nicht nur Vorteile. Aber zumindest diesen: Saudiarabien wird heuer mehr Öl als je zuvor aus dem Boden ziehen – um trotz extrem niedriger Preise nicht an Marktanteilen einzubüßen. Im Oktober hat die Strategie funktioniert – zumindest wenn es um den umkämpften chinesischen Markt geht, auf dem die Saudis Russland zuletzt wieder knapp überholen konnten.

Relativ zu anderen Ölländern kann Saudiarabien von den niedrigen Preisen sogar profitieren, da es über mehr günstig ausbeutbare Reserven verfügt als etwa die USA, wo teures Schieferöl gefördert wird. Aber die niedrigen Öl- und Rohstoffpreise plagen alle Ölstaaten – vor allem auf der Budget- und Währungsfront. Der Riyal ist zwar an den US-Dollar gebunden, aber die niedrigen Ölpreise üben einen gewaltigen Druck auf diese Bindung aus. Saudiarabien musste in den vergangenen Monaten rund 20 Mrd. Dollar pro Monat aus seinen Reserven in die Hand nehmen, um den Kurs seiner Währung zu stützen. Für genau diesen Fall hat Saudiarabien zwar einen der größten Berge an Währungsreserven aufgebaut – aber dieser ist nichtsdestoweniger seit Jänner von 740 auf rund 640 Mrd. Dollar gefallen. Bei diesem Tempo würden die Saudis ihre Reserven binnen fünf Jahren verbraucht haben.

Einer aktuellen Analyse der Bank of Amerika (BoA) zufolge hat Riad im Prinzip drei Möglichkeiten. Die erste ist, so weiterzumachen wie bisher, die Reserven abschmelzen zu lassen und auf eine Wende beim Ölpreis zu hoffen – während das kaum verschuldete Land sich zusätzliche Mittel vom Kapitalmarkt holt. Dieser Weg wird seit mittlerweile zwei Jahren beschritten und hat bisher zumindest dazu geführt, dass die Saudis ihren Marktanteil halten können. Die Frage ist nur: Wie lange kann Riad diese Strategie durchhalten?

Riad will „alles tun“

Die zweite Variante ist wohl die simpelste: Saudiarabien fährt seine Produktion zurück, um den Ölpreis zu stützen. Welche Auswirkungen das hätte, konnte man am Montag beobachten – als es in Riad hieß, man werde „alles tun“, um den Ölmarkt zu stützen. Der Ölpreis stieg kurz und rasant an – nur um danach weiter zu fallen. Diese Option ist also wenig glaubwürdig. Vor allem deswegen, weil Saudiarabien möglicherweise lediglich Marktanteile abgibt, weil andere Länder einspringen.

Bleibt Variante drei: Saudiarabien löst – nach 30 Jahren – die Bindung seiner Währung an den Dollar und lässt eine Abwertung des Riyal zu. Diese Variante wird umso wahrscheinlicher, je stärker der Dollar aufwertet. Im Falle eines Zinsschritts der Federal Reserve etwa würde der Dollar wohl weiter stärker werden. Die BoA sieht in der Loslösung des Riyal einen potenziellen Schwarzen Schwan (ein unvorhergesehenes Ereignis). Aber Saudiarabien betont, den Riyal nicht freigeben zu wollen. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2015)

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