Hirschers Kampfansage: Das Biest zähmen

ALPINE SKIING - FIS WC Beaver Creek
ALPINE SKIING - FIS WC Beaver Creek(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Wolfgang Grebien)
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Marcel Hirscher steigt heute mit dem Super-G in Beaver Creek ein, der Fokus aber liegt auf dem Riesentorlauf und dem Duell mit Ted Ligety. Der US-Amerikaner hat beim Material die Nase vorn, der Salzburger sucht die passende Antwort.

Beaver Creek. Mit der Raubvogelpiste in Beaver Creek möchte Marcel Hirscher im heutigen Super-G (19 Uhr, live ORF eins) eine offene Rechnung begleichen. Im Vorjahr beendete ein Torfehler die Fahrt nach rund 25 Sekunden vorzeitig – sein bislang einziger Ausfall in dieser Disziplin. Die anspruchsvolle Strecke in extremer Höhenlage in Colorado verlangt jedoch selbst den Spezialisten alles ab, das bekam auch der Gesamtweltcupsieger beim Abfahrtstraining am Mittwoch zu spüren: Er landete mit 6,77 Sekunden Rückstand auf dem letzten Platz. „Ganz angemessen“ fand der Salzburger seine Leistung, der Fokus liege ohnehin auf dem Riesentorlauf am Sonntag. „Das ist das Einzige, das hier für mich zählt.“

Der große Favorit auf den Sieg am Sonntag heißt jedoch Ted Ligety, der in Beaver Creek die letzten vier RTL-Weltcups in Folge sowie inklusive WM hier bereits sechsmal gewonnen hat. Nachdem Hirscher den US-Amerikaner in der vergangenen Saison als dominierenden RTL-Läufer ablöste und sich die Disziplinenkugel sichern konnte, hat dieser in Sölden seinen Anspruch auf die Rückkehr auf den Thron untermauert. „Er hat wieder so souverän ausgeschaut, wie man es kennt“, urteilte der Salzburger, der sich mit dem dritten Platz begnügen musste. „Ich bin gleich gut, wenn nicht sogar besser gefahren als im Jahr davor.“

Mit 2000 PS um die Kurve

Die Gründe für den aktuellen Vorsprung Ligetys liegen für Hirscher im Materialbereich, denn in puncto Fitness sieht sich der 26-Jährige bereits im Optimum. „Ich bringe im Moment 800 PS auf die Straße. Alles, was ich versuchen kann, ist, es mit tausend PS zu probieren, das heißt, ein Set-up zu verwenden, das ein echtes Biest ist. Wenn du das beherrschst, bringt es dich vorwärts“, erklärte er und zog einen Vergleich: „Es geht darum, einen Ski um die Kurve zu bringen, ohne dass das Heck ausbricht. Von mir aus auch mit 2000 PS.“ Die ausgerufene Materialschlacht erinnert Hirscher an die Formel 1: „Es ist ein ewiges Spiel. Ein Prozess, der nie enden darf und wird.“

In Colorado stand für Hirscher auch eine erste Standortbestimmung im Slalom auf dem Programm. Da nach den Rücktritten von Benjamin Raich und Mario Matt der interne Vergleich fehlt, absolvierte er Einheiten mit seinem deutschen Freund und Konkurrenten Felix Neureuther. Fazit: „Es war positiv, ich war zufrieden.“

Im Kampf um die rekordträchtige fünfte große Kristallkugel hat Hirscher auch die Rückkehr von Aksel Lund Svindal genau mitverfolgt. „Sein Comeback hat mich sehr beeindruckt. Schön, dass er zurück ist, Aksel ist ein Supertyp“, zollte Hirscher dem Norweger großen Respekt. Sich selbst sieht er als Außenseiter: „Statistisch gesehen habe ich keine Chance.“ (swi)

WELTCUP-PROGRAMM

Die Herren bestreiten heute (19 Uhr, live ORF eins) in Beaver Creek den Super-G. Am Sonntag (17.45/20.45 Uhr) folgt der Riesentorlauf.

Die Damen absolvieren heute in Lake Louise eine Abfahrt (20.45 Uhr, live ORF eins). Am Sonntag steht der Super-G (19 Uhr) auf dem Programm.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2015)

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