Weitere Zinsschnitte werden folgen, meint der Raiffeisen-Chefanalyst. Er erwartet nicht, dass die EZB die Zinsen ebenfalls erhöhen wird.
Mit ihrer ersten Leitzins-Anhebung seit fast zehn Jahren signalisiere die US-Notenbank Fed, dass Vertrauen in die Festigkeit der amerikanischen Wirtschaft bestehe, erklärte Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek am Mittwochabend in der "ZiB2" des ORF. Auch eine weitere Verbesserung des Wachstums in den nächsten zwei bis drei Jahren werde erwartet werde, meint er.
Dieser erste Zinsschritt werde "definitiv" nicht der letzte gewesen sein. Es gehe um die Frage, wie der Anpassungspfad laufe und wie schnell die US-Notenbank darauf reagiere. "Da sind die Märkte unterschiedlich, und da gibt es auch unterschiedliche Meinungen innerhalb des Gremiums der amerikanischen Notenbank", sagte Brezinschek.
Auch eine beschleunigte US-Zinsaufwärtsbewegung ist für den Experten der Raiffeisen Bank International (RBI) denkbar: "Ich kann mir schon vorstellen, dass Zinsanhebungspfad sogar noch beschleunigt wird, vor allem, wenn sich in der zweiten Jahreshälfte 2016 die Inflationsrate auch dem tatsächlichen Ziel von zwei Prozent nähert oder vielleicht sogar überschreitet - und das könnte die Märkte durchaus überraschen."
"EZB-Zinspolitik in Saud-Arabien bestimmt"
Die US-Notenbank Fed hat am Mittwoch ihren Leitzins erstmals seit fast zehn Jahren wieder erhöht. Er wird auf eine Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent angehoben. Seit Dezember 2008 lag der Schlüsselsatz für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld zwischen null und 0,25 Prozent.
Dass die EZB jetzt "nachziehen" und ebenfalls die Zinsen erhöhen könnte, glaubt Brezinschek nicht: "Nein. Die Europäische Zentralbank ist in einer ganz anderen Situation. Erstens einmal hat sie andere Ziele. Maximale Beschäftigung und stabile Preise sind das Ziel der Federal Reserve. In Europa ist es das stabile Preisniveau alleine als Ziel der Europäischen Zentralbank, und da versucht sie hinzukommen."
Dabei werde, auch wenn das EZB-Chef Mario Draghi manchmal anders darstelle, die Inflationsrate von Null Prozent in Europa nicht in Frankfurt gemacht, "sondern in Riad in Saudi-Arabien mit dem niedrigen Ölpreis. Und solange die Ölpreise niedrig sind, wird die EZB keine Veränderung der Zinsen vornehmen."
(APA)