Airbags für Skirennläufer: "Natürlich hat es geholfen"

Ohne der Airbag-Weste hätte Matthias Mayer weit mehr passieren können, ist zumindest Marco Pastore von der italienischen Herstellerfirma Dainese überzeugt. Dennoch sind viele Skifahrer skeptisch.

Ski-Olympiasieger Matthias Mayer hat sich bei seinem Sturz am Samstag in der Abfahrt in Gröden Brustwirbel-Frakturen zugezogen und fällt für die restliche Saison aus. Ohne die Airbag-Weste wäre aber womöglich noch weit mehr passiert. Marco Pastore von der italienischen Herstellerfirma Dainese verteidigt das "D-air"-System deshalb ebenso wie dessen Preis. Für Pastore hat sich das Funktionsprinzip der Airbag-Schutzweste bei Mayers Sturz in Gröden bewährt. Das System habe erkannt, "dass der Skifahrer in der Luft war, dass da eine Rotation war, die nicht normal war." Daher kam es plangemäß sofort zur Auslösung.

Mayer wurde in der Nacht auf Sonntag operiert und verpasst aufgrund eines längeren Heilungsprozesses die gesamte übrige Saison bis März. Hätte der Schutzmechanismus nicht ausgelöst, hätte der ÖSV-Läufer angesichts der enormen Wucht seines Aufpralls durchaus eine noch schlimmere Verletzung erleiden können.

"Natürlich hat es geholfen", ist sich Pastore sicher. Der Italiener hofft, dass die Entwicklung unter den Läufern bald häufiger verwendet wird. Derzeit greift nur eine Minderheit zum Airbag. Am Samstag seien sechs Fahrer damit unterwegs gewesen ("Vier Österreicher und zwei Kanadier"), am Freitag im Super-G sieben. Das sei aber schon als zu Erfolg werten, so Pastore. "In Lake Louise war es das erste Mal, dass einige Läufer im Rennen damit gefahren sind. Die Athleten müssen langsam Vertrauen finden in dieses System und sehen, dass es hilft und nicht langsamer ist."

Nachteiliges Gepäck?

Genau das ist das Problem der Norweger um Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud, die ihre perfekt sitzenden Rennanzüge nicht mit einem aerodynamisch eventuell nachteiligen Gepäck beladen möchten. Pastore warf daraufhin ein, dass die zwei Norweger das System im Abfahrtstraining am Donnerstag getestet hätten. "Da waren sie Erster und Zweiter. Jetzt schauen wir einmal."

Ein anderer Einwand ist die Gefahr von Fehl-Auslösungen, die Pastore aber nicht gelten lassen will. Man arbeite seit fünf Jahren an dem Projekt und habe haufenweise Daten gesammelt. "Wir wissen schon, wo es auslösen muss und wo nicht."

Ein weiterer Faktor ist die Preisfrage. 1.000 bis 1.500 Euro kostet die Anschaffung momentan, die Fahrer müssen die Kosten zumeist selbst tragen. "Wir sind Partner von einigen Verbänden, wo wir einige Läufer als Sponsor ausrüsten", verwies Pastore auf Österreich, Italien und Kanada.

Wer nicht Partner ist, solle aber zu Recht zahlen. Alles andere sei betriebswirtschaftlich schlicht nicht machbar, Herstellung und Wartung des Produkts seien schließlich mit einem enormen Aufwand verbunden. "Das ist nicht wie ein Paar Handschuhe zu kaufen", meinte Pastore, der selbst begeisterter Skifahrer ist.

(APA)

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