Crashkurs Führung: Erst denken, dann zusagen

Neue Serie 1/22. Der erste Führungsjob. In die Freude mischt sich Angst: Schaffe ich das überhaupt? Mit diesem Survival Guide schon.

Hurra, das Angebot ist da. Tolle Firma, toller Job, das erste eigene Team. Das muss gefeiert werden.

Dann kommt die Unruhe. Schleichend. So viel Neues, so viele Unbekanntes.

Keine Panik: Bevor Sie Ihren ersten Führungsjob antreten, machen Sie erst einmal eine Liste. Wer stellt welche Erwartung an Sie?

  • Ihr künftiger Chef will, dass Sie frischen Wind ins Haus bringen. Gleichzeitig will er keinen Ärger mit Ihnen. Sie sollen das bestehende Gute anerkennen und nur für das weniger Gute Lösungen finden, auf die er selbst noch nicht gekommen ist. Und bitteschön: Auf gar keinen Fall sollen Sie ihm in die Quere kommen. Loyal an seiner Seite kämpfen dürfen Sie, an seinem Sessel sägen nicht.

  • Ihr Team ist, wie die meisten Menschen, erst einmal skeptisch, wenn es Veränderungen gibt. Es wünscht sich einen Fels in der Brandung, der es gegen jeden Sturm schützt. Es will an Sie glauben und an Ihre Ziele (die nicht allzu schwer zu erreichen sein sollen). Sie sollen ein netter Mensch sein, den man auch an einem trüben Montagmorgen gerne sieht. Auf keinen Fall sollen Sie alte Rechte in Frage stellen, etwa dass Mitarbeiter X jeden Tag zu spät kommen darf. Der alte Chef hat das ja auch toleriert. Dumm nur, dass Sie das nicht wissen.

  • Ihre neuen Kollegen im Management erwarten sich „einen der Ihren“, der zu konspirativen Konsultationen beim trauten Gerstensaft taugt. Sie sollen ein Wunderwuzzi sein, der bereichsübergreifend Probleme anpackt, aber nicht zu gut, sonst wären Sie eine Gefahr. Keinesfalls dürfen Sie im Revier der Kollegen wildern - nicht einmal unabsichtlich.

  • Ihre Familie ist erst einmal stolz auf Sie. Mehr Geld bringen Sie jetzt auch heim. Das möge aber nicht zulasten der Zeit gehen, die Sie bisher für Haushalt, Kindererziehung oder Pflege aufgewendet haben. Die Botschaft ist klar: Bring Ruhm und Ehre, aber sei weiter für uns da.

  • Und Sie? Sie fühlen sich erst einmal von den widersprüchlichen Erwartungen zerrissen.

Der Hamburger Psychologe Friedemann Schultz von Thun hat ein Rezept dafür: Geben Sie Ihren künftigen Rollen Namen (z.B. der Ehrgeizige, der Familienmensch usw.) und lassen Sie sie miteinander verhandeln. Was ist Ihnen wie wichtig? Reihen Sie erst Ihre Prioritäten. Dann erstellen Sie Regeln für sich selbst. Etwa: Ich absolviere maximal zwei Abendveranstaltungen pro Woche und verlasse an den anderen Tagen das Büro spätestens um 19:30 Uhr. Schreiben Sie diese Regeln auf und unterzeichnen Sie sie – wie einen verbindlichen Vertrag. Dann bewahren Sie sie an einem gut zugänglichen Ort auf, im Notfall an der Eiskastentür.

Erst wenn Sie wissen, wie Sie mit all diesen Erwartungen umgehen, sagen Sie den Job zu. Aber keine Illusion: Niemand erfüllt alle.

Nächste Woche:
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Die Anregungen für diese Serie stammen aus
Mario Neumann: „Abenteuer Führung“, Campus Verlag

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