Wenn Anstrengung nicht zum Erfolg führt

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Ex-Coach Toni Innauer kann Gregor Schlierenzauers Entscheidung, eine Auszeit zu nehmen, nachvollziehen.

Gregor Schlierenzauer hat einen vorläufigen Schlussstrich in einer für ihn äußerst unbefriedigenden Situation gezogen. Er will Abstand gewinnen, „das Feuer neu entfachen und mir ohne Zeitdruck klar darüber werden, wie mein Weg weitergeht“. Ex-Coach Toni Innauer glaubt, dass die neue Situation eines längeren Tiefs den 26-Jährigen überfordert habe.

Schlierenzauer, der Weltmeister, zweifache Olympia-Dritte und zweifache Weltcup-Gesamtsieger, stand seit seinem ersten Weltcupsieg als 16-Jähriger stets in einer Spitzenposition und im Mittelpunkt. Der Ex-ÖSV-Trainer und frühere Sportliche Leiter Innauer sieht aber gerade das erstmalige Erleben einer längeren Durststrecke als Mitgrund für die Probleme Schlierenzauers. „Es ist offensichtlich schwer für ihn zu merken, dass die Anstrengungen nicht schnell zum Erfolg führen. Das ist eine völlig neue Erfahrung, die ihn sicher überfordert hat“, erklärt der Vorarlberger.

Schlierenzauer ist in seinen ersten sieben Weltcupsaisonen von einem Sieg zum nächsten geeilt, ist mit mit 53 Erfolgen bereits Weltcup-Rekordsieger. „Er hatte wenig gravierende Einbrüche in seiner Karriere und keine schweren Verletzungen“, sagt Innauer. Auftretende Leistungsknicks habe man im Entstehen immer mit viel Aufwand abwenden können.

„Gregor ist nie bis ganz unten gefallen. Das Gefühl, meilenweit von der Spitze weg zu sein, erfährt er nun das erste Mal. Das erschüttert ihn mehr als einen, der das schon erlebt hat“, meint der Olympiasieger von 1980. Und nennt als Beispiel Thomas Morgenstern, der sich nach Stürzen wieder nach oben hat kämpfen müssen.

Der 57-Jährige hat immer noch Einblick in die Szene. Deshalb wolle er auch nicht von außen Ratschläge erteilen. Er habe es aber schon früher als interessantes Experiment gesehen, Schlierenzauer pausieren und zurückkommen zu lassen. „Gregor wäre der, der sich das leisten könnte.“

Der Wahl-Tiroler, der selbst als Teenager ein Star war, kann die Entscheidung Schlierenzauers daher auch nachvollziehen. „Er musste schon im frühen Alter kompetitiv sein, das nützt sich ab. Manches kann man nur mit Abstand regenerieren.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2016)

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