Hohe-Wand-Wiese: Abschied auf Raten

Solche Bilder sind schon länger her – weil die Temperaturen in den vergangenen zwei Jahren zu hoch waren, blieb die Hohe-Wand-Wiese geschlossen.
Solche Bilder sind schon länger her – weil die Temperaturen in den vergangenen zwei Jahren zu hoch waren, blieb die Hohe-Wand-Wiese geschlossen.(c) Clemens Fabry
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Das Skigebiet auf der Hohen-Wand-Wiese ist außer Betrieb, die Stadt sucht aber nach Plänen. Aus dem Slalom in Schönbrunn wird dafür fix nichts, ebenso aus einer Flugschanze.

Wien. Die Hohe-Wand-Wiese fungierte mehr als 100 Jahre lang als Wiener Wintersport-Spot. Hier wurde 1891 der Erste Wiener Ski-Club gegründet, es gab die erste Beschneiungsanlage Österreichs und die erste Flutlichtanlage Europas.

Nun steht der Lift schon die zweite Saison still. Zuerst hieß es, es wäre viel zu warm, um die Anlage zu beschneien – aber auch als dann nach Silvester Schnee fiel, blieb die Hohe-Wand-Wiese geschlossen. „Derzeit kein Winterbetrieb möglich“, heißt es auf der Facebook-Seite des Betreibers, High Hills. Weiters: „Die vergangenen beiden Jahre mit hohen Temperaturen und wenigen Frosttagen haben einen Schneebetrieb leider unmöglich und wirtschaftlich nicht mehr vertretbar gemacht. Das sind die Tatsachen, die man leider akzeptieren muss“, schreiben die Betreiber.

Stadt übernimmt das Szepter

Dieses Jahr wurde die Sommerrodelbahn vom Betreiber nicht einmal abgebaut – sehr zum Unmut der Bürger, die forderten, die Stadt solle wieder selbst das Ruder übernehmen. Bis 2011 betrieb die Stadt das Skigebiet nämlich selbst.

Das geschah jetzt auch: Es wurde veranlasst, dass die Sommerrodelbahn abgebaut wird. „Wir wollen uns nicht den Vorwurf gefallen lassen, dass wir einen Hang haben, mit dem wir nichts anfangen“, heißt es aus dem Ressort von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Derzeit sei es für eine Beschneiung zu warm, es bräuchte dazu zuerst eine Woche durchgehend Minusgrade, bevor das möglich ist.

„Ich sage dazu gar nichts mehr“, sagt Martin Dolezal. „Ich wurde als Pächter entmachtet. Ich finde es unsinnig, jetzt zu beschneien oder teuren Kunstschnee zu kaufen.“ Vergangene Saison ist den Betreibern dazu noch die 20 Jahre alte Beschneiungsanlage eingegangen – eine neue ist teuer, und laufende Subventionen gibt es von der Stadt nicht. Bei der Stadt will man von Unstimmigkeiten mit dem Pächter nichts wissen: „Wir wollen nur helfen und High Hills wie die skifahrfreudigen Wiener unterstützen.“ Man hoffe zumindest auf ein bis zwei Wochen Schnee. Ganz generell wolle man sich nach diesem Winter aber zusammensetzen und überlegen, was künftig mit dem Gebiet passieren solle – denn tatsächlich ließen die Wetterentwicklung der letzten Jahre und der Klimawandel nicht darauf hoffen, dass Wien von Schneemassen heimgesucht werde.

Keine Schanze, kein Slalom

Nicht nur für die Skifahrer schaut es bei der Hohen-Wand-Wiese derzeit also nicht so gut aus – auch der vom Skispringerverein Wiener Stadtadler vorgebrachte Vorschlag, hier einen Schanzenkomplex zu errichten, scheint nach wie vor in weiter Ferne. Gewünscht wurden hier eine 15-, eine 30- und eine 60-Meter-Schanze. „Wir haben noch immer nicht vor, etwas Derartiges umzusetzen“, heißt es seitens der Stadt.

Und auch aus dem groß von ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel als fix angekündigten Parallelslalom in Schönbrunn wird wieder nichts. Das Weltcuprennen sollte eigentlich schon dieses Jahr bei der Gloriette über die Bühne geben. Schröcksnadel betonte mehrmals, dass Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP), der für die Bundesgärten zuständig ist, zugesagt hätte. Tatsächlich war Rupprechter dem Event, das Wien viel Publicity bringen sollte, nicht abgeneigt. Auf „Presse“-Anfrage beim Landwirtschaftsministerium stellte sich jetzt heraus, dass der ÖSV aber dann nie einen Antrag eingereicht hatte, hier ein Rennen stattfinden zu lassen.

Mit dem Wiener Wintersport steht es derzeit also ganz schlecht – wer trotzdem in der Stadt fahren will, dem bleiben nur Kunststoffmatten statt Kunstschnee. Für die Schneeerlebniswelt Wien in Aspern läuft das Geschäft derzeit gut. An Spitzentagen fahren gleich neben der U2-Station Aspern Nord bis zu 250 zahlende Gäste über die momentan rund 2500 Quadratmeter Kunstpiste – es gibt zwei Skilifte und eine Langlaufloipe sowie Snowboardparcours. Im Endausbau sollen insgesamt 4000 Quadratmeter zur Verfügung stellen. Sogar eine Après-Ski-Hütte gibt es, für das möglichst realistische Ski-Erlebnis.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2016)

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