Die Zahl der Übergriffe gegen Juden ist im vergangenen Jahr in Frankreich drastisch gestiegen. Die Gemeinde in Marseille rät vom Tragen der Kippa ab. Oberrabbiner Korsia widerspricht: "Wir dürfen nicht klein beigeben".
Nach dem jüngsten Messerangriff auf einen jüdischen Lehrer in Marseille sind Vertreter von Juden in Frankreich uneinig über das Tragen der Kippa in der Öffentlichkeit. Am Montag war ein Lehrer mit dieser Kopfbedeckung für gläubige jüdische Männer mit einem Messer attackiert und leicht verletzt worden.
Die jüdische Gemeinde der südfranzösischen Stadt riet von der Kippa ab. Mit Blick auf den Ernst der Ereignisse müssten außergewöhnliche Entscheidungen getroffen werden, sagte der Präsident der israelitischen Konsistoriums der Stadt, Zvi Ammar, am Dienstag der französischen Nachrichtenagentur AFP. Die Kippa solle bis zu "besseren Zeiten" nicht getragen werden. Frankreichs Oberrabbiner Haim Korsia sieht darin eine verständliche emotionale Reaktion, widersprach aber gleichzeitig: "Wir dürfen nicht klein beigeben, wir werden auch weiterhin die Kippa tragen." Der Präsident der jüdischen Spitzenverbandes Crif, Roger Cukierman, sagte, die Empfehlung von Marseille sei "sicher keine gute Idee". Damit werde eine Haltung von Aufgabe und Verzicht transportiert.
Die Polizei hatte nach der Attacke einen 15-Jährigen festgenommen, der sich auf Allah und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) berief. Schon im November war in Marseille ein Lehrer einer jüdischen Schule bei einer ähnlichen Attacke verletzt worden. Die Zahl der Übergriffe gegen Juden oder jüdische Einrichtungen war im vergangenen Jahr in Frankreich erneut drastisch gestiegen.
(APA/dpa/AFP)