Viele Künstler, wenig Yellow Press: Philharmonikerball bleibt sich treu

106 junge Tanzpaare eröffneten den 75. Ball der Wiener Philharmoniker.
106 junge Tanzpaare eröffneten den 75. Ball der Wiener Philharmoniker.(c) APA/HERBERT PFARRHOFER
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Donnerstagabend luden die Philharmoniker zu ihrem 75. Ball – unter anderem mit Tobias Moretti, Marcel Koller und Rudolf Hundstorfer.

Eine hübsche Demel-Torte zum 75er, erstmals eine Herrenspende (ein Buch über die Geschichte des Balls) und eine Gesprächsrunde mit einzelnen Musikern des Orchesters. Der Ball der Wiener Philharmoniker blieb sich auch zum 75. Jubiläum treu und verzichtete auf allzu spektakuläre Neuerungen. Immerhin ist genau diese Mischung aus Eleganz, Klassik, familiärem Ambiente und dem Fehlen von Trauben aus Kameraleuten, die hinter diversen Stars und Sternchen her sind, auch sein Erfolgsrezept.

Donnerstagabend luden die Wiener Philharmoniker also bereits zum 75. Mal in den Musikverein, um sich selbst, die Musik und das Leben zu feiern. 1924 wurde der Ball übrigens erstmals ausgetragen, und zwar, um einen Notgroschen für kranke und pensionierte Musiker anzulegen. Denn die Inflation im Jahr 1922 hatte die für solche Zwecke angelegten Gelder des Orchester zunichtegemacht.

Aber zurück ins Jahr 2016. Der Philharmonikerball ist auch heute noch in erster Linie ein Künstlerball. Die Politik hält sich mit ihrer Präsenz eher zurück. Beim Einzug der Ehrengäste waren – neben Staatsoperndirektor Dominique Meyer, Philharmoniker-Vorstand Andreas Großbauer und seiner Ehefrau Maria sowie Dirigent Adam Fischer – etwa SPÖ-Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer (er ist auch Mitglied des Ballkomitees), Nationalratspräsidentin Doris Bures, ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald, SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder und Stadträtin Sonja Wehsely dabei. Die Künstler wurden unter anderem von Sopranistin Ildiko Raimondi, den Schauspielern Peter Simonischek, Sunnyi Melles, Tobias Moretti, Ursula Strauß, Scala-Intendant Alexander Pereira und Dagmar Koller repräsentiert.

Maria Großbauer, die – zumindest Gerüchten zufolge – der scheidenden Opernball-Organisatorin Desirée Treichl-Stürgkh nachfolgen soll, meinte zur „Presse“: „Das ist ein schmeichelhaftes Gerücht und sicher ein Kompliment für jede Frau.“ Nachsatz: „Ich würde das natürlich sehr gerne machen.“ Dominique Meyer sagte dazu: „Es gibt viele Gerüchte, ich werde sie heute alle sammeln.“

Flüchtlingskoordinator Christian Konrad, für den es übrigens der 15. Philharmonikerball war, meinte angesichts seiner Gattin Rotraud, die ebenso im Ballkomitee ist: „Ich erlebe es jetzt als Prinz-Gemahl, das ist eine Rolle, die mir nicht auf den Leib geschneidert ist, aber ich lerne.“ Er schätze den Ball, weil „es hier nicht so viel Yellow Press gibt wie bei anderen.“

Und wohl auch, weil es nur hier passiert, dass ein in historische Gewänder gekleideter Saaldiener – noch bevor Dirigent Fischer den Einsatz gibt – die ersten Takte der Ouvertüre zur Strauß-Operette „Die Fledermaus“ anstimmt, während des Stückes mit seiner weiß behandschuhten Hand mitdirigiert und danach glücklich seufzt: „Das gibt es nur in Wien.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2016)

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