Warum sehen manche Tiere in der Nacht mehr als Menschen?

Eye of black cat
Eye of black cat (c) imago/Westend61 (imago stock&people)
  • Drucken

Haben unsere Haustiere bessere Augen als wir? Wer auch im Dunkeln schärfer sehen möchte, schaut jedenfalls am besten ein Stück daneben.

Es ist finster, doch über die Straße huscht ein Augenpaar. Eine Katze? Ein Fuchs? Der Mensch kann es oft nicht genau erkennen; denn ihm fehlt genau das, was die Augen vieler nachtaktiver Tiere zum Leuchten bringt: das sogenannte Tapetum lucidum, ein Lichtteppich hinter der Netzhaut des Auges. „Diese Schicht reflektiert jeden Lichtstrahl, der ins Auge des Tieres fällt, wie ein Spiegel. Das Licht fällt ein zweites Mal auf die Netzhaut. So lässt sich eine höhere Lichtausbeute erzielen“, sagt Barbara Braus der Vet-Med-Uni Wien.

Die meisten Haus- und Nutztiere haben ein solches Tapetum lucidum, Hunde genauso wie Katzen, Rinder und Pferde. Schweine, Eichhörnchen und manche Vögel wiederum nicht. Tiere sehen deshalb nicht grundsätzlich besser oder schlechter als der Mensch: „Jedes Tier hat Augen, die an eine spezielle Situation angepasst sind“, sagt Braus.

Fluchttiere wie Pferde haben ihre Augen etwa seitlich und damit ein Gesichtsfeld von fast 360 Grad: Außer direkt vor und direkt hinter sich können sie nach allen Seiten schauen und so ihr Umfeld gut im Blick behalten.

Mensch sieht nur nach vorn gut

Der Mensch wiederum sieht nur nach vorn und hat damit ein eher kleines Gesichtsfeld. Dafür kann er weit besser fokussieren und so deutlich schärfer sehen als etwa ein Pferd.

Er hat dazu in der Netzhaut mit der Makula einen Bereich mit einer besonders großen Dichte an Zapfen, die direkt mit den weiterleitenden Nervenzellen verbunden sind. „Damit können wir Dinge ganz klar erkennen, uns gegenseitig anschauen, Zeitung lesen“, erklärt Braus. Tiere hätten zwar auch eine Stelle im Auge, wo die Zapfen, also die Sinneszellen, die für das Farbsehen und für das scharfe Sehen zuständig sind, näher beieinander liegen, aber nicht im selben Ausmaß. „Dadurch können sie wahrscheinlich nicht so fokussiert sehen wie wir, können aber wiederum anderes weit besser“, so die Forscherin.

Um sich zurechtzufinden, nutzen Tiere weit mehr Sinne als nur die Augen. Zugvögel orientieren sich auch nachts am Magnetfeld der Erde. Fledermäuse stoßen Ultraschallwellen aus, um sich im Dunkeln zurechtzufinden. Und ein Maulwurf hat zwar sehr schlechte Augen, ihm hilft aber sein sehr guter Geruchssinn bei der Suche nach Regenwürmern.

Und was hilft dem Menschen beim Sehen in der Nacht? Er erkennt tatsächlich mehr, wenn er nicht genau hinschaut. „Die Zapfen funktionieren nur im Hellen. Wenn wir nachts ein Objekt direkt anschauen, nützen sie uns nichts“, sagt Braus. Schaut man allerdings ein bisschen daneben, fällt das wenige Licht auf die Peripherie: Dort sitzen die Stäbchen, die für das Schwarz-Weiß-Sehen, also auch für das Sehen während der Dämmerung, zuständig sind. So lässt sich ein Gegenstand besser erkennen.

Andere Tiere, andere Tränen?

Tiere nehmen die Umwelt nicht nur anders wahr, auch die Tränenflüssigkeit dürfte sich unterscheiden – und zwar zwischen den verschiedenen Arten. Was in den Tränen der Tiere steckt, will Braus mit ihrer Forschungsarbeit besser verstehen. Denn: Tränen befeuchten das Auge nicht nur, sie schützen es mit Abwehrstoffen vor Infektionen. „Ein Pferd leidet häufiger unter Pilzerkrankungen, das findet man bei Hund und Katze gar nicht“, sagt sie.

Senden Sie Fragen an:wissen@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.