Erstmals seit zehn Jahren zieht es die Herren wieder nach Südkorea, Anlass sind die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang. Marcel Hirscher trachtet nach Punkten und Erfahrungen.
Jeongseon/Wien. Nach dem traditionellen Überseeausflug (Lake Louise, Beaver Creek) vor rund zwei Monaten verlässt der Skiweltcup-Tross wieder europäischen Boden und macht an den beiden kommenden Wochenenden in Asien Station. Zum ersten Mal seit 2006 werden wieder Rennen in Südkorea und Japan ausgetragen, die Destinationen sind dabei allerdings Neuland.
Im südkoreanische Jeongseon werden Abfahrt (Samstag) und Super-G (Sonntag) gefahren, am 13. und 14. Februar in Yuzawa Naeba (Japan) Riesentorlauf und Slalom. Nach Pyeongchangs Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 2018 dienen die Bewerbe in Südkorea als echter Testlauf. Im Jeongseon Alpine Centre östlich der Hauptstadt Seoul werden in zwei Jahren Abfahrt, Super-G und Kombination der Damen und Herren ausgerichtet, die technischen Bewerbe Riesentorlauf und Slalom gehen in Yongpyong über die Bühne. Das Yongpyong Ski Resort, das insgesamt 31 Pisten umfasst, ist den routinierten Athleten bereits bekannt – vor zehn Jahren gewannen der mittlerweile zurückgetretene Davide Simoncelli (ITA) und Ted Ligety (USA) je einen Riesentorlauf.
Die Südkorea-Rennen sind erst am 20. Jänner bestätigt worden, es sind die ersten einer Reihe von 28 Probe-Events im Vorfeld der Winterspiele. „Bevor wir fliegen, möchte ich ein Video sehen, wo Huj aus der fahrenden Gondel winkt“, betonte FIS-Renndirektor Markus Waldner in den vergangenen Wochen bei so mancher Mannschaftsführersitzung. Während der Hahnenkamm-Woche in Kitzbühel war es dann schließlich so weit: Der vom Internationalen Skiverband als Experte vor Ort eingesetzte Günter Hujara hatte das heiß ersehnte Video übermittelt, die Teamverantwortlichen nahmen ihre Buchungen vor.
Die Ideen des Marcel Hirscher
Die rechtzeitige Errichtung der Gondelbahn schien tatsächlich das Zünglein an der Waage zu sein, denn die Pistenbeschneiung und Grundpräparierung bei den neu in die stark bewaldete Landschaft geschlagenen Pisten in der Provinz Gangwon-do liefen besser als erwartet. Auf die Athleten warten allerdings Strapazen: Sie müssen ungewöhnlich lange Wege in Kauf nehmen, von den Hotels im Alpensia Resort zur Rennstrecke benötigt man mit dem Shuttlebus 40 Minuten. Die von Pistenbauer Bernhard Russi designte Abfahrtsstrecke liegt am 1561 Meter hohen Gariwang-san im Gebirgszug Taebaek, der parallel zur östlichen Küste der Halbinsel verläuft. Der Start der Abfahrt befindet sich in 1370 Metern Höhe, die Kurslänge beträgt 2648 Meter – es wird eine eher kurze Abfahrt erwartet.
Der ÖSV reiste am Montag nach den zahlreichen verletzungsbedingten Ausfällen mit einem stark dezimierten, von Hannes Reichelt angeführten Team nach Südkorea. Der mit einer hartnäckigen Verkühlung kämpfende Hirscher, der im Gegensatz zu seinem Gesamtweltcup-Rivalen Henrik Kristoffersen den Super-G bestreitet, möchte wertvolle präolympische Erfahrungen und Weltcup-Punkte sammeln. (cg/ag.)
AUF EINEN BLICK
Der Skiweltcup-Tross übersiedelt für die kommenden beiden Wochenenden nach Asien, in Südkorea und Japan finden Herrenrennen statt. Abfahrt (Samstag) und Super-G (Sonntag) im südkoreanischen Jeongseon dienen zugleich als Generalprobe für Olympia 2018 in Pyeongchang.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2016)