US-Vorwahlen: Gerangel in Trumps Windschatten

Presidential Candidate Hillary Clinton Holds New Hampshire Rally
Presidential Candidate Hillary Clinton Holds New Hampshire Rally(c) Bloomberg (Daniel Acker)
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In New Hampshire geht es bei den Republikanern darum, wer Zweiter hinter Trump wird, und bei den Demokraten, ob Clinton nicht zu hoch gegen Sanders verliert.

Washington. Wenn man den Meinungsforschern Glauben schenken darf, stehen die Sieger der Vorwahlen im US-Teilstaat New Hampshire am Dienstag bereits seit Tagen fest. Bei den Republikanern liegt der Baumilliardär Donald Trump seit Jahresbeginn in allen 45 Umfragen, die hier durchgeführt wurden, mit zweistelligem Abstand vor jedem nächstbesten Kandidaten. Fivethirtyeight.com, die Prognoseplattform des in der Vergangenheit zumeist sehr treffsicheren Datenanalytikers Nate Silver, gibt Trump eine 71-prozentige Wahrscheinlichkeit, diese zweite Vorwahl dieses Jahres zu gewinnen. Aufseiten der Demokraten liegt Bernie Sanders, der selbst bezeichnete Sozialist aus Vermont, derart klar vor der früheren First Lady und einstigen Außenministerin Hillary Clinton, dass Silver ihm eine Siegeswahrscheinlichkeit von mehr als 99 Prozent zuschreibt.

Doch der Sieg in New Hampshire wird wenig darüber aussagen, wer die Kandidaten der beiden Parteien für die Präsidentschaftswahl im November sein werden. New Hampshire ist mit 1,3 Millionen Einwohnern einer der kleinsten Staaten der USA, und seine ethnische Zusammensetzung weicht stark vom Rest des Landes ab. Im Jahr 2014 waren hier nur 1,5 Prozent der Einwohner schwarz, amerikaweit hingegen 13,2 Prozent. Ähnlich niedrig ist mit 3,3 Prozent der Anteil von hispanischen Bürgern in New Hampshire. US-weit machen sie 17,4 Prozent aus.

Sanders' geografischer Vorteil

(C) DiePresse/ Reuters

Bei den Demokraten spielt ein geografischer Faktor Bernie Sanders in die Hände. Er vertritt seit einem Vierteljahrhundert den benachbarten Staat Vermont im Kongress, und die Wähler von New Hampshire haben bei vergangenen Vorwahlen stets Kandidaten überdurchschnittlich stark unterstützt, die so wie sie aus einem Neuenglandstaat stammen. Für Hillary Clinton geht es also darum, nicht allzu hoch gegen Sanders zu verlieren. Bei den folgenden Vorwahlen in South Carolina und Nevada liegt sie haushoch vor ihm, eine knappe Niederlage in New Hampshire ließe sich für sie somit verschmerzen.

Unter diesen Vorzeichen geht es aufseiten der Republikaner eher darum, wer hinter Trump Zweiter wird und sich damit der Mehrzahl der Republikaner als Kandidat anbietet, den sie als Kandidaten mit realistischen Siegeschancen unterstützen können. Trumps Unterstützung stößt nämlich sowohl in New Hampshire als auch US-weit bei rund 30 Prozent an einen Plafond. Anders ausgedrückt: Seine Fans halten zu ihm, doch mehr als zwei Drittel der Republikaner sind für andere Kandidaten.

Marco Rubio im Brennpunkt

Nach der Vorwahl in Iowa vorige Woche sah es aus, als sei Marco Rubio ein konservativer Konsenskandidat. Der 44-jährige Senator aus Florida kam in Iowa mit mehr als 21 Prozent hinter dem Sieger, Ted Cruz, und Trump auf ein überraschend besseres Ergebnis, als man es ihm dort zugetraut hätte.

Auch in New Hampshire nimmt man Rubio ernst. „Er ist ein guter Kandidat. Sehr fotogen und sympathisch“, sagte Susan Story, eine Unterstützerin seines Konkurrenten John Kasich, bei einem Kandidatenforum der Republikaner in Nashua zur „Presse“.

40 Prozent Unabhängige

Bei der jüngsten Fernsehdebatte am Samstag bestätigte Rubio allerdings den Vorwurf seiner Kritiker, bloß ein paar Schlagworte einstudiert zu haben, ohne sich der Probleme eingehend zuzuwenden. Chris Christie, der Gouverneur von New Jersey, legte dies schonungslos offen. Ob ihm das genutzt hat, ist fraglich: Christie liegt auf Rang sechs, und er muss so wie Kasich, der Gouverneur von Ohio, hinter Trump Zweiter werden, um eine halbwegs realistische Aussicht auf eine Fortsetzung seines Wahlkampfes zu haben.

Zwei Faktoren könnten das Ergebnis aufmischen. Erstens könnte ein nahender Schneesturm mancherorts Wähler behindern. Zweitens sind rund 40 Prozent der Wähler weder als Demokraten noch als Republikaner registriert. Sie können am Wahltag entscheiden, bei welcher der beiden Vorwahlen sie mitmachen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2016)

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