Die Flüchtlingslager platzen aus allen Nähten. Familien schlafen auf der Straße. 80 Prozent sind laut dem UNO-Nothilfekoordinator Frauen und Kinder.
Die Lage in den Flüchtlingscamps an der syrisch-türkischen Grenze ist katastrophal. Wie Helfer am Dienstag mitteilten, ist dort kein einziger Platz mehr frei. In und um die syrische Grenzstadt Azaz schlafen ganze Familien auf der Straße oder zu je 20 Personen in Zelten, die eigentlich nur für sieben Personen vorgesehen sind.
Meist haben die Asylsuchenden nur das dabei, was sie bei der hastigen Flucht vor der Regierungsarmee in der Provinz Aleppo mitnehmen konnten. Nach UN-Angaben sind in den vergangenen Tagen 31.000 Menschen aus der Stadt Aleppo und Umgebung geflohen.
Ahmad al-Mohammad von der Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) erklärte, die Hilfsorganisationen verteilten warme Kleidung und Matratzen. Hilfe aus der Türkei kann über die Grenze in das fünf Kilometer entfernte Azaz gebracht werden, aber die Einreise der Flüchtlinge in die Türkei haben die dortigen Behörden verboten.
Die Türkei hat nur verletzten Flüchtlingen Einlass gewährt. Die Verwundeten würden in türkischen Krankenhäusern behandelt, sagte Mustafa Özbek, ein Sprecher der regierungsnahen Hilfsorganisation IHH, der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag.
Nothilfekoordinator "tief beunruhigt"
Der UNO-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien äußerte sich "tief beunruhigt". Schätzungen zufolge seien etwa 80 Prozent der Zehntausenden Flüchtlinge Frauen und Kinder. Es gebe Berichte über getötete oder verletzte Zivilisten. Bei den Kämpfen um Aleppo seien auch zwei Krankenhäuser getroffen worden. O'Brien rief die Konfliktpartien auf, zivile Einrichtungen zu verschonen und der Zivilbevölkerung zu ermöglichen, sich an sicherere Orte zu begeben.
Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) hat die Türkei aufgerufen, auch alle aus der umkämpften syrischen Stadt Aleppo fliehenden Menschen aufzunehmen. "Wir bitten die Türkei, ihre Grenzen für alle Flüchtlinge aus Syrien zu öffnen", sagte UNHCR-Sprecher William Spindler am Dienstag in Genf.