Formel 1: „Ecclestone ist wie Williamson und Irving“

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Bernie Ecclestone sorgt mit Hitler-Lob für weltweite Empörung, sein PS-Zirkus aber schweigt – aus Angst. Seit dem Mosley-Skandal steht die Formel 1 ohnehin in einem äußerst schiefen Licht.

London (finne). Ein fortgeschrittenes Alter und eine gewisse Lebenserfahrung garantieren nicht immer, dass Aussagen und Einstellungen von Vernunft begleitet sind. Formel-1-Vermarkter Bernie Ecclestone, 78, ist bekannt dafür, dass er so spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.

Auch von „Political Correctness“ hält der gute Mann wenig – doch diese Haltung ist nicht immer von Vorteil. In einem Interview mit der renommierten englischen Tageszeitung „The Times“ löste er nun eine Welle der Empörung aus, die seinem PS-Zirkus durchaus größeren Schaden einbringen dürfte als all die Budgetstreits und Sexaffären seines Freundes Max Mosley. Er offenbarte seine politischen Ansichten – Ecclestone sprach Adolf Hitler Lob aus.

Hitler habe viele Menschen befehligt und sei dadurch in der Lage gewesen, „Dinge zu erledigen“. Er sei sich auch nicht sicher, ob der deutsche Diktator die Verbrechen der Nazis im Zweiten Weltkrieg tatsächlich habe begehen wollen, diktierte der 78-Jährige der Zeitung. Am Ende habe Hitler allerdings „die Orientierung verloren“. Daher sei er letztlich „kein sehr guter Diktator gewesen“.

Empörung und Schweigen


„Es ist wahrscheinlich schrecklich, das zu sagen, aber abgesehen davon, dass Hitler überzeugt werden musste, Dinge zu tun, von denen ich keine Ahnung habe, ob er sie eigentlich wollte oder nicht, konnte er viele Menschen kommandieren und etwas auf die Beine stellen“, wird Ecclestone von der „Times“ zitiert.

Seine Worte lösten nicht nur in England eine Welle der Empörung aus. Während sukzessive aus aller Welt Reaktionen eintrafen, schwieg sich die sonst so mitteilungsfreudige Formel 1 aus. Kein Team, Fahrer oder Automobilhersteller wollte Ecclestones Aussagen kommentieren. Zu groß scheint die Angst, dass der kleine, mächtige Mann sich für offene Kritik aus den eigenen Reihen rächen könnte.

Seine Statements treffen auf Unverständnis und nun stellt sich die Frage, ob es vertretbar ist, dass einer der größten Geschäftsmänner und Funktionäre der Welt weiterhin im Sport tätig sein soll. Die Formel 1 steht ohnehin in einem äußerst schiefen Licht, seitdem pikante Details einer Sexorgie mit Max Mosley bekannt wurden und mehr über Geld gestritten wurde als darüber nachzudenken, wie dieser Liga wieder neuer Glanz verliehen werden kann.

Mosley als Premierminister

Im Juni hatte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo Mosley vorgeworfen, sich wie ein Diktator zu verhalten. Darauf angesprochen, sprach Ecclestone in dem „Times“-Interview über Diktatoren im Allgemeinen. So sei es etwa keine gute Idee gewesen, den irakischen Machthaber Saddam Hussein „loszuwerden“. Er sei der Einzige gewesen, der das Land habe kontrollieren können. Dies gelte im Übrigen auch für die radikalislamischen Taliban in Afghanistan. „Wir marschieren in Länder ein, ohne Ahnung von ihrer Kultur zu haben. Die Amerikaner haben anscheinend gedacht, dass Bosnien eine Stadt in Miami ist . . . Politiker machen sich eindeutig zu viele Sorgen vor großen Wahlen.“

Neben Adolf Hitler nannte er auch die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher. Die als „Eiserne Lady“ bekannte Politikerin habe das Land auf Vordermann gebracht, ihre Nachfolger hätten alles den Bach runtergehen lassen. Warum? „Gordon Brown und Tony Blair versuchen doch nur, es allen recht zu machen.“ Weil die Talfahrt unaufhaltsam sei, hätte er den richtigen Mann gleich anzubieten, so Ecclestone. Max Mosley, Sohn des Faschistenführers Sir Oswald Mosley, wäre „ein guter Premierminister. Sein Background stellt für mich kein Problem dar.“

„Ecclestone – ein Geisterfahrer“

Ronald Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC) und ehemaliger US-Botschafter in Wien, verurteilte Ecclestones Äußerungen am Sonntag scharf. „Wie ein Geisterfahrer fährt Ecclestone mit Vollgas ins Abseits. Seine Lobeshymnen auf Adolf Hitler und Saddam Hussein sind bestürzend und gefährlich, weil sie die Grundprinzipien der modernen Demokratie infrage stellen. Jemand, der ein solches Maß an Missachtung für Demokratie zeigt, darf nicht Chef einer weltweit so bedeutsamen Sportveranstaltung sein. Er stellt sich damit in eine Reihe mit unverbesserlichen Geschichtsrevisionisten wie Bischof Williamson und David Irving. Er ist als Formel-1-Chef nicht tragbar.“

Eine Antwort hatte auch Stephen Pollard, Herausgeber der jüdischen Zeitung „Jewish Chronicle“, schnell gefunden. „Entweder ist Herr Ecclestone ein Idiot oder er hat eine abstoßende Moral.“

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