Arbeitslose Sieger: Das harte Leben nach dem Sport

(c) Gepa (Wolfgang Grebien)
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Für Profisportler ist der Einstieg ins Berufsleben oft die größte Hürde. Viele Topathleten stehen am Ende ihrer Karriere vor dem Nichts. Ohne Ausbildung, ohne Plan.

WIEN. Arbeitslosigkeit, Zukunftsangst, Krisenstimmung. Längst beherrschen diese Worte nicht nur die normale Welt, sondern auch die Welt des Sports. Viele Topathleten stehen am Ende ihrer Karriere vor dem Nichts. Ohne Ausbildung, ohne Plan. 28 dieser Exathleten basteln derzeit bei einem in der Österreichischen Sporthilfe angesiedelten AMS-Projekt an der Karriere danach. „Karriere danach“: So nennt sich die Initiative, die von der früheren Weltklasseskiläuferin Roswitha Stadlober gemanagt wird. „Wir sind die Feuerwehr“, erzählt sie. „Zu uns kommt man, wenn man nicht weiß, wie's weitergeht.“

Denn während der aktiven Zeit denkt kaum einer ans Leben danach. Auch Walter Rantasa, vierfacher Ruderweltmeister, machte sich bis zu seinem 30. Lebensjahr keine Gedanken. „Das war dann ein harter Schlag“, erinnert er sich zurück. Ein Jahr lang brauchte er, um Tritt zu fassen. Neben seinen ersten Job absolvierte er in Abendkursen ein Fachhochschulstudium. Heute ist Rantasa im Management des Möbelkonzerns Ikea.

Rantasa fordert mehr Berufsbegleitung für Sportler. Zwar sei der Sport auch „eine gute Schule“. Er lehre Dinge wie Einsatzbereitschaft, Zielstrebigkeit und Konfliktfähigkeit. „Sport führt aber mitunter auch zu sozialen Defiziten“, betont Rantasa. „In der Wirtschaft ist das Pflegen von Kontakten und Beziehungen ungleich wichtiger als im Sport.“

Auch Roswitha Stadlober wünscht sich, dass Sportler früher auf das Leben danach vorbereitet werden. „Es muss neben dem Trainingsplan auch einen Karriereplan geben“, sagt sie. Diesen bietet die Wifi Sporthilfe-Akademie. „Diese richtet sich an Athleten während ihrer Laufbahn“, berichtet Sporthilfe-Chef Anton Schutti. Die Sporthilfe bestehe längst nicht mehr nur aus finanzieller Unterstützung, sondern verstehe sich als „umfassenden Service-Anlaufstelle für die Athleten“.

Pfuscher auf dem Fußballplatz

Während beim Projekt „Karriere danach“ 40 Prozent der Arbeitssuchenden Matura haben und am Ende 80 Prozent einen Job finden, scheint die Lage in einer Sportart prekär zu sein: Laut Statistik sind mehr als 30 Prozent der österreichischen Fußballprofis arbeitslos gemeldet. Die Zahl habe aber nichts mit der Wirtschaftskrise zu tun, weiß Fußball-Gewerkschaftler Rudolf Novotny. Den hohen Prozentsatz gibt es seit Jahren.

Doch als vor wenigen Wochen Leute für ein Arbeitslosenfußballturnier gesucht wurden, „haben wir keine fünf Mann zusammengebracht“, erzählt Novotny. Nicht wenige ausgediente Profis melden sich nämlich arbeitslos und „pfuschen“ gleichzeitig in den Regional- und Landesligen weiter.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2009)

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