Erste Bank: Fast alles gut für Andreas Treichl

Erste Group Bank Chief Executive Treichl addresses a news conference in Vienna
Erste Group Bank Chief Executive Treichl addresses a news conference in Vienna(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Die Erste Group schüttet wieder eine Dividende an die Aktionäre aus. Die niedrigen Zinsen machen Vorstand Andreas Treichl allerdings Sorgen.

Wien. Es wirkte fast wie ein neues Kapitel, das die österreichische Erste Group am gestrigen Freitag aufschlagen konnte. Das Institut lud nicht nur zur Präsentation des vorläufigen Jahresergebnisses in ihr fertig gestelltes Hauptquartier ein. Die Bank konnte ihr verlustreiches Geschäftsjahr 2014 auch noch endgültig abhaken. Damals hatten unter anderem hohe Risikovorsorgen zu einem Minus von rund 1,38 Mrd. Euro geführt. Der Wind hat 2015 jedoch gedreht. Im Vorjahr stand ein Gewinn von 968,2 Mio. Euro zu Buche. Auch für die Aktionäre ist das erfreulich. Sie werden eine Gewinnausschüttung von 0,50 Euro je Aktie erhalten, nachdem sie ein Jahr zuvor noch leer ausgingen. Für 2016 ist der Vorstand ebenfalls optimistisch.

Demnach haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den für die Bank wichtigen Märkten verbessert. Das gestiegene Kreditwachstum und niedrigere Risikokosten spielen der Erste Group ebenfalls in die Hände. Der Anteil der notleidenden Kredite (an allen Kundenkrediten) ist im Vorjahr mit 7,1 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Mitte 2010 gefallen, die Risikovorsorgen sind ebenfalls deutlich gesunken.

In Rumänien konnte man im Schlussquartal „nach vielen harten, schwierigen und unerfreulichen Jahren“, wie es Erste-Group-Chef Andreas Treichl formuliert, ein Paket fauler Kredite verkaufen. Das allerdings wird erst im heurigen Jahr verbucht. Zwar musste die Bank in dem Land Rückstellungen für Risken „im Zusammenhang mit Konsumentenschutzklagen“ im Volumen von rund 102 Mio. Euro bilden. Doch schaffte die Tochter BCR (Banca ComercialaRomâna) die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. In Rumänien musste die Bank in der Vergangenheit nicht nur Firmenwerte abschreiben, sondern auch Wertberichtigungen vornehmen. 2006, vor dem Ausbruch der Finanzkrise, hatte die Erste Group dort zugekauft. Unter dem Strich gab sie etwas mehr als vier Mrd. Euro für die Tochter aus.

450 Mio. Euro „populistische Kosten“

Auch Kroatien hatte der Erste Bank in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme beschert. Im Vorjahr sorgte die Regierung für Aufsehen, weil sie ein Gesetz auf den Weg brachte, dass die Banken nötigte, Schweizer-Franken-Kredite umzuwandeln. Bei der Ersten Group schlug dies 2015 mit Kosten von rund 130 Mio. Euro zu Buche.

Die Tochter in Ungarn wiederum konnte ihren Verlust deutlich reduzieren. Die Regierung zwang die Banken in der Vergangenheit dort ebenfalls zu einer Konvertierung von Fremdwährungskrediten. Zusätzlich fällt in dem Land eine Bankenabgabe im Volumen von 84 Mio. Euro an. Ungarn ist nicht das einzige Land, das eine solche einhebt. In der Slowakei musste man 23 Mio. Euro abführen, in Österreich beliefen sich die Belastungen auf 129 Mio. Euro. Doch hierzulande könnte es bei der Besteuerung Bewegung geben, wie Treichl sagt. Derzeit befände man sich in Verhandlungen mit der Regierung. Detaillierte Auskünfte wollte Treichl aber keine geben. Die Bankenabgabe wird in Österreich zum Stopfen von Budgetlöchern verwendet. In der Bundesrepublik Deutschland wandert das Geld indes in den Banken-Insolvenzfonds.

Unter dem Strich hätten alle „populistischen Kosten“, wie Treichl diese Abgaben nennt, das Institut im Vorjahr 450 Mio. Euro gekostet – und erreichten somit fast die Hälfte des Nettogewinns. „Diese Summe wäre sicherlich in Kredite an die Wirtschaft und somit in Arbeitsplätze besser investiert gewesen“, so Treichl. Kopfzerbrechen bereitet dem Vorstand die Geldpolitik der Zentralbanken. Wenn die Zinsen im Euroraum weiter sinken würden, hätte das negative Auswirkungen. Die Europäische Zentralbank verlangt bereits jetzt einen Strafzins von Banken, wenn diese ihr Geld bei der Notenbank parken. In einigen Ländern würden Negativzinsen bereits an die Kunden weitergegeben. In Österreich blieb man davon bisher verschont. Doch sinken die Zinsen weiter, gäbe es laut Treichl für eine Bank nur zwei Möglichkeiten: „Entweder wir übernehmen die Kosten oder geben sie an die Kunden weiter.“ Er hoffe aber, so Treichl, dass man so etwas erst gar nicht überlegen müsse.

Für das laufende Geschäftsjahr peilt das Institut eine Eigenkapitalrendite (bereinigt um immaterielle Vermögenswerte) von bis zu elf Prozent an. Berechnungen der Agentur Bloomberg zufolge entspricht dies einem Nettogewinn von rund 1,05 Mrd. Euro. (nst)

AUF EINEN BLICK

Die Erste Group schaffte 2015 die Rückkehr in die Gewinnzone. Das Institut lieferte ein Nettoergebnis in der Höhe von rund 968 Mio. Euro ab. Ein Jahr zuvor hatte das Minus, unter anderem aufgrund hoher Risikovorsorgen, rund 1,38 Mrd. Euro betragen. Die Aktionäre sollen nach einer Durststrecke im Jahr 2014 für 2015 nun wieder eine Dividende in der Höhe von 0,50 Euro erhalten. Der Anteil notleidender Kredite (gemessen an allen Kundenkrediten) sank im Vorjahr auf 7,1 Prozent und damit auf den niedrigsten Wert seit Mitte 2010. Die Belastungen durch Bankensteuern in allen Ländern beliefen sich auf rund 236 Mio. Euro. Die Erste-Aktie gab im Tagesverlauf um rund zwei Prozent nach.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2016)

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