Tirol: ÖVP verteidigt große Städte

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SPÖ-Landeschef Ingo Mayr setzte sich in Roppen durch, in Imst bleibt Stefan Weirather Bürgermeister. Ex-FPÖ-Chef Gerald Hauser muss in St. Jakob zittern.

Innsbruck. Für zahlreiche Überraschungen sorgten am Sonntag die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Tirol (außer Innsbruck), die als Gradmesser für die aktuelle Stimmungslage auch landes- und bundesweit mit Spannung erwartet wurden. Ein Befreiungsschlag gelang trotz Verlusten dem SPÖ-Landesvorsitzenden Ingo Mayr in Roppen (Bezirk Imst). Er setzte sich mit 55,9 Prozent der Stimmen (2010: 79,9 Prozent) gegen Günter Neururer durch und bleibt Bürgermeister. Mit 37,2 Prozent erreichte zudem seine Liste die meisten Stimmen im Gemeinderat (2010: 41,9 Prozent). Bei einer Niederlage hätte Mayrs Karriere auf Landesebene wohl ein Ende gefunden – seine Wahl zum Parteichef im Juni 2014 war intern heftig kritisiert worden.

Jochberg künftig in FPÖ-Hand

In Kufstein, Tirols zweitgrößter Stadt, die seit November ein Transitcamp für nach Deutschland weiterreisende Flüchtlinge beherbergt, hat sich der bürgerliche Amtsinhaber Martin Krumschnabel (Die Parteifreien) durchgesetzt. Er wurde mit 62,74 Prozent eindrucksvoll bestätigt, seine Liste kam auf 41,2 Prozent. Eine herbe Schlappe gab es für Ex-ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch und die Volkspartei, die nach Mandaten mehr als halbiert wurde (13,8 Prozent). Bei der Bürgermeisterwahl kam der Nationalratsabgeordnete auf 12,3 Prozent und landete hinter Walter Thaler (FPÖ, 14,5 Prozent), der mit seiner Liste 20 Prozent erreichte.

In Jochberg bei Kitzbühel eroberte die FPÖ überraschend den Bürgermeistersessel. Günter Resch bekam 53,24 Prozent der Stimmen und kann zudem mit sieben von 13 Mandaten auf eine absolute Mehrheit im Gemeinderat zählen. Damit können sich die Freiheitlichen auch künftig zumindest mit einem Ortschef schmücken, nachdem sich der frühere FPÖ-Landesparteiobmann Gerald Hauser in St. Jakob in Defereggen einer Stichwahl stellen muss. Der Nationalratsabgeordnete kam auf 37,1 Prozent und muss am 13. März gegen den ÖVP-nahen Ingo Hafele antreten, der 32,1 Prozent erreichte. Mit seiner Liste „Wir mit Gerald Hauser“ kam er auf 33,5 Prozent und landete damit hinter Hafeles Gruppierung „Für St. Jakob“ (38,2 Prozent).
Deutliche Zugewinne für die FPÖ gab es in Hall in Tirol, wo mittlerweile eine der Traglufthallen steht, in denen Flüchtlinge untergebracht werden. Dort kamen die Freiheitlichen auf 21 Prozent (2010: 7,2 Prozent). Auf Platz eins landete die ÖVP mit 37,1 Prozent (2010: 47 Prozent). ÖVP-Bürgermeisterin Eva-Maria Posch (42,9 Prozent) muss sich in zwei Wochen einer Stichwahl gegen Karl-Ludwig Faserl (FPÖ, 17,9 Prozent) stellen.

In Imst setzte sich ÖVP-Bürgermeister Stefan Weirather bereits im ersten Wahlgang mit 53,2 Prozent der Stimmen gegen fünf Konkurrenten durch. Auch bei der Wahl zum Gemeinderat legte Weirathers Liste zu und steigerte sich von 22,9 Prozent auf 35,9 Prozent. In Landeck holte die ÖVP unter Wolfgang Jörg mit zwölf Mandaten die absolute Mehrheit. Mit 78,8 Prozent der Stimmen bleibt Jörg auch Bürgermeister. Sein Kontrahent Manfred Jenewein (SPÖ) kam auf 21,2 Prozent. In ÖVP-Hand bleibt auch Schwaz, wo Hans Lintner auf 57,7 Prozent kam, seine Liste erreichte 47,6 Prozent der Stimmen.

In Lienz verteidigte SPÖ-Kandidatin Elisabeth Blanik mit 62,3 Prozent ihren Bürgermeistersessel, ihre Partei kam auf 42,8 Prozent, gefolgt von der ÖVP (33,9 Prozent) und der FPÖ (11,1 Prozent). In Wörgl triumphierte Bürgermeisterin Hedi Wechner mit 54 Prozent. Sie war 2010 als SPÖ-Kandidatin angetreten, stellte sich aber diesmal mit einer eigenen Liste den Wählern.
Insgesamt waren 489.720 Personen wahlberechtigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 71 Prozent und war damit knapp unter jener vor sechs Jahren (73,3 Prozent).

(kb)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.02.2016)

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