Wifo-Chef Aiginger fordert mehr Minijobs für Flüchtlinge

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Gewerbeordnung soll entschärft und Qualifikationen anerkannt werden.

Wien. Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Werden die Flüchtlinge, die in der nächsten Zeit einen positiven Asylbescheid erhalten, die Situation verschlimmern? Für Karl Aiginger muss das nicht sein. Der Wifo-Chef empfahl auf einer Pressekonferenz der Caritas, den Arbeitsmarkt für Minijobs zu öffnen. Mit einem vereinfachten Dienstleistungsscheck könnten anerkannte Asylwerber legal einfache Arbeiten übernehmen, für die sich Einheimische ohnehin nicht interessieren.

Der Ökonom denkt dabei vor allem an Dienstleistungen für ältere Haushalte, vom Wechseln der Glühbirnen bis zur Gartenarbeit. Solche Tätigkeiten ließen sich über eine Internetplattform vermitteln. Arbeitstitel: „Suche Hilfe“. Damit auch die Flüchtlinge etwas davon haben, sollte ein Drittel des Entgelts nicht von der Mindestsicherung abgezogen werden. Vorbild dafür ist der Wiedereinsteigerbonus in Niederösterreich.

Unter den Migranten, die schon etwas länger im Land sind, gebe es viele gut Ausgebildete. Das Kalkül: Wenn man die Qualifikationen dieser „taxifahrenden Akademiker“ anerkennt, werden neue Jobs für niedrig Qualifizierte frei. Zudem fordert Aiginger die Politik auf, die Gewerbeordnung zu entrümpeln, auch um die Gründung kleiner Firmen durch Migranten zu erleichtern.

Heuer soll der Flüchtlingstrom nach den Prognosen von Wifo und IHS das Wirtschaftswachstum um etwa 0,2 Prozentpunkte erhöhen. Das sei aber „nicht ganz erfreulich“, weil es allein auf staatlichen Ausgaben beruht, die das Defizit in die Höhe treiben. Erst frühestens 2018 könnten arbeitende Flüchtlinge für nachhaltiges Zusatzwachstum sorgen – wenn die Integration gelingt. Caritas-Präsident Michael Landau nutzte den Termin zu einer scharfen Schelte für die Politik. Aber auch zu großem Lob für die heimische Wirtschaft: Sie bewirke in der Flüchtlingskrise „viel Positives“ – „pragmatisch, nüchtern und lösungsorientiert“. (gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2016)

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