Meischberger-Prozess: Tipp in Kiew war gratis

Walter Meischberger
Walter Meischberger APA/HERBERT PFARRHOFER
  • Drucken

Für den Tipp über einen Hotel-Verkauf in München will der Ex-FP-Politiker 600.000 Euro erhalten haben, in der Ukraine gab es seine Informationen hingegen kostenlos. Am Freitag könnte das Urteil fallen.

Am Wiener Straflandesgericht ist am Donnerstag der Untreue-Prozess gegen den früheren FPÖ-Generalsekretär Walter Meischberger wegen einer angeblichen 600.000-Euro-Scheinrechnung für ein Hotelprojekt in München fortgesetzt worden. Als erster Zeuge geladen war der Immobilienmakler Ernst Plech, den Meischberger wegen der Justizermittlungen gegen ihn kontaktiert hatte, um nachzufragen, worum es in der Münchner Causa überhaupt geht.

Nun verwies Plech darauf, dass die angeklagte Causa vor 13 Jahren passierte und daher seine Erinnerung nicht mehr frisch sei. Warum er Meischberger in dem von Ermittlern abgehörten Telefonat geantwortet hatte, hinter der "Münchner Gschicht" stecke die Aussiedlung von Teilen der Finanz in die Brehmstraße, konnte er sich nicht mehr erinnern. Erinnerlich war ihm aber, dass Meischberger bei Immobilienprojekten hauptsächlich im Umfeld der FPÖ vermittelte.

Ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft vermutet, dass die 600.000-Euro-Zahlung Schmiergeld für die Übersiedlung von Finanzbeamten unter dem damaligen Finanzminister Karl Heinz Grasser in die Wiener Brehmstraße war. Bei dem Geldfluss fällt der Zeitverlauf besonders auf: Meischberger stellte der UBM am 23. Mai 2005 eine Rechnung über 500.000 Euro plus 100.000 Euro Umsatzsteuer aus. Genau einen Tag danach, am 24. Mai, verkündete die UBM die Einmietung der Zollbeamten in das UBM-Gebäude Brehmstraße. Der Eingangsstempel auf Meischbergers Rechnung ist der 25. Mai 2005. Das Münchner Hotel, für das Meischberger das Geld als Provision kassiert haben will, hatte die UBM allerdings schon im Oktober 2003 gekauft.

Meischberger war für Telekom in Ukraine tätig

Wie schon am Mittwoch waren sich die Zeugen einig, dass sie Meischberger, der den entscheidenden Tipp für den Hotelkauf in München gegeben haben will, nicht wahrgenommen haben. Der Angeklagte hingegen behauptet, er habe den entscheidenden Tipp gegeben, dass das Hotel zum Verkauf stehe und dafür von UBM 600.000 Euro Provision erhalten.

Meischberger selbst sagte am Donnerstag aus, dass er für die Telekom Austria in der Ukraine tätig war. Er sollte dort ein Mobilfunkunternehmen suchen, bei dem die Telekom einsteigen konnte. Nebenbei habe er dabei auch vom Verkauf des einzigen 5-Stern-Hotels im Zentrum von Kiew erfahren und dies der Porr mitgeteilt, dazu gebe es ein Notizbuch. Dieses habe er zufällig gefunden. "Das war reiner Zufall", so Meischberger. Schriftliche Unterlagen zum angeklagten Verkauf eines Holiday Inn-Hotels in München hat er aber "leider" nicht entdeckt.

Im Gegensatz zum Tipp über den Verkauf des Holiday Inn in München, der Meischberger 600.000 Euro von der damaligen Porr-Tochter UBM einbrachte, verrechnete er der Porr für den Verkaufstipp bezüglich des Hotels in Kiew nichts. Und das, obwohl er schon Pläne geschmiedet hatte, wie man das ukrainische Hotel nutzen könnte. Etwa indem der niederösterreichische Glücksspielkonzern Novomatic ein Spielcasino betreiben könnte.

Befragung von vier Zeugen noch ausständig

Am Freitag wird der Prozess fortgesetzt. Vier Zeugen sind geladen, womit dann die gesamte Zeugenliste abgearbeitet wäre. Es könnte daher schon morgen ein Urteil geben. Im schlimmsten Fall drohen Meischberger und den zwei angeklagten UBM-Vorständen zehn Jahre Haft.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Meischberger und Grasser, Bild aus dem Jahr 2007
Politik

Untreue-Prozess: Keiner wusste von Meischbergers Tipp

Der angeklagte frühere FPÖ-Generalsekretär will für einen Tipp an die UBM 600.000 Euro Honorar erhalten haben. Die Aussage von Ex-Finanzminister Grasser wurde verlesen.
Walter Meischberger (l.)  und Karl-Heinz Grasser 2007 bei einer Auto-Präsentation.
Innenpolitik

Justiz: Probegalopp für den Grasser-Prozess

Das Buwog-Verfahren gegen Karl-Heinz Grasser und Co. ist im siebenten Jahr angekommen. Vor Gericht steht bisher nur Walter Meischberger. Doch die Verhandlung wirkt wie ein Testballon.
Walter Meischberger (56) als Angeklagter im Straflandesgericht Wien.
Innenpolitik

"Den Meischberger muss man gut bezahlen"

Untreue. Walter Meischberger sagte erstmals als Angeklagter aus. Er konnte sich aber „leider“ nicht erinnern, wer ihm zu 600.000 Euro verhalf.
Meischberger - Ex-Politiker kann sich an Tippgeber nicht erinnern
Politik

Meischberger: Keine Erinnerung an Tippgeber

Der Ex-FPÖ-Generalsekretär konnte vor Gericht nicht sagen, woher er von dem zum Verkauf stehenden Hotel wusste.
Meischberger: Ein Tipp war seine Leistung
Politik

Meischberger: Ein Tipp war seine Leistung

Der Staatsanwalt mutmaßt, dass Schmiergeld geflossen ist. Hat dafür aber keinen Beweis – und bringt „nur“ Untreue zur Anklage.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.