Das Blatt "Zaman" soll der islamistischen Bewegung von Erdoğans früherem Verbündeten und mittlerweile in den USA lebenden Erzrivalen Gülen nahestehen. Ein Gericht stellte es nun unter Zwangsaufsicht.
Die Türkei driftet immer weiter in Richtung Autokratie: Die regierungskritische Zeitung "Zaman" wird laut Medienberichten unter Aufsicht der Justiz gestellt. Ein Istanbuler Gericht habe dies am Freitag angeordnet und werde eine neue Führungsriege für die Zeitung ernennen, berichtete die offizielle türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Die Entscheidung fiel demnach auf Antrag der Istanbuler Staatsanwaltschaft.
Die Mediengruppe Zaman, zu der die Nachrichtenagentur gehört, soll der Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen nahestehen, einem Erzrivalen von Staatschef Recep Tayyip Erdoğan. Die Regierung stuft die Gülen-Bewegung als "Terrorgruppe" ein. Erdoğan beschuldigt Gülen, Justiz und Polizei unterwandert zu haben, um einen "Parallelstaat" zu schaffen. Gülen, Erdoğans früherer Mitstreiter aus dem islamisch-konservativen, Lager lebt seit Jahren in den USA.
Unterdrückung von Kritikern
Kritiker im In- und Ausland sehen eine zunehmende Unterdrückung der Pressefreiheit in der Türkei. Auf einer Rangliste zum Stand der Pressefreiheit von "Reporter ohne Grenzen" liegt die Türkei auf Platz 149 von 180 Staaten. Dutzende Journalisten sind in dem Land inhaftiert, wo kritische Stimmen auch an anderen Fronten unterdrückt werden und Präsident Erdoğan zusehends in Richtung Personenkult mit, laut Kritikern, mehr als nur einem Hauch Despotimus abdriftet.
(apa)