Man dachte ja bisher, dass der IS so ziemlich jeden nimmt.
Grundvoraussetzung für einen Kämpfer dürfte nur ein nicht besonders hoher Intelligenzquotient sein und der feste Glaube an 72 Jungfrauen im Paradies.
Dem ist offenbar nicht so: Auch beim IS scheint man sich erst bewerben zu müssen, wie Unterlagen nahelegen, die dem TV-Sender Sky News zugespielt wurden. Hoffnungsfrohe Gotteskrieger mussten demnach eine Liste mit 23 Punkten ausfüllen, in denen unter anderem nach Blutgruppe, Ausbildung und Scharia-Wissen gefragt wurde. Am Ende musste der Auszubildende ankreuzen: Märtyrer: Ja/Nein – und landete dann in der Kartei „Selbstmordattentäter“.
Von al-Qaida wissen wir, dass die 9/11-Terroristen geradezu besessen waren von der Bürokratie. Akten, die bei Osama bin Laden sichergestellt wurden, zeigten Beschwerden wegen zu hoher Spesen, Telefonrechnungen wurden hinterfragt, es mussten exakte Ausgabenlisten geführt werden.
Vielleicht sollten wir im Kampf gegen den IS auf die Bürokraten hoffen: Bin Ladens Stellvertreter, Ayman al-Zawahiri, verscherzte es sich einst mit einer Gruppe im Jemen, weil er die Rechnung für ein neues Faxgerät nicht begleichen wollte. Er sei vor der Anschaffung nicht gefragt worden, begründete er die Ablehnung.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2016)