Die FPÖ protestiert gegen das Quartier Ziedlergasse. Der Zulauf blieb deutlich unter den Erwartungen, Demo und Gegendemo verliefen bisher ruhig.
In Wien-Liesing demonstrierte die FPÖ am heutigen Montagabend gegen "Asyl-Massenquartiere". Die Kundgebung hat am frühen Abend begonnen, gegen 18:30 Uhr trat FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ans Rednerpult und bat zu einer Schweigeminute für verfolgte Christen. Laut Polizei blieb der Zulauf zu der Demonstration deutlich unter den von den Veranstaltern erwarteten 4000 bis 5000 Teilnehmern: Polizeisprecher Paul Eidenberger schätzte gegenüber der "Presse" etwa 1100 Teilnehmer.
Die Demo verlief ruhig, ein Großaufgebot der Polizei stand zwischen der Kundgebung und den Gegendemos, zu denen eine Reihe von Initiativen aufgerufen hat. Laut Polizei gingen etwa 500 Personen gegen die FPÖ-Kundgebung auf die Straße. Gegen 19:30 waren beide Kundgebungen quasi beendet, die Polizei war jedoch weiterhin damit beschäftigt, die abziehenden Lager zu trennen.
Am Vormittag hatten sich die restlichen Bezirksparteien vom Vorgehen der Freiheitlichen distanziert. SPÖ, ÖVP, Neos und Grüne luden zur gemeinsamen Pressekonferenz in die Bezirksvorstehung. Man sei anderer Meinung als die fünfte Fraktion - also die FPÖ, stellte SP-Bezirksvorsteher Gerald Bischof dort klar. Er befand, dass das Asyl-Übergangsquartier in der Ziedlergasse zu einer Art "Kristallisationspunkt" geworden sei, anhand dessen eine Grundsatzdiskussion geführt werde.
Drittgrößtes Quartier mit bis zu 750 Flüchtlingen
In dem ehemaligen Bürogebäude, das ein Jahr lang Flüchtlinge beherbergen wird, können bis zu 750 Menschen Platz finden. Und auch wenn die Aufregung beträchtlich ist: Es ist lediglich die drittgrößte Einrichtung dieser Art in Wien. Bisher sind 56 Menschen dort eingezogen, wie ein Vertreter des Arbeiter-Samariterbundes (ASB) berichtete. Inzwischen würden auch zahlreiche ehrenamtliche Helfer die Organisatoren (ASB und Johanniter, Anm.) unterstützen.
"Demonstrationen lösen die Probleme nicht", rügte Bezirksvorsteher Bischof den blauen Aktivismus. Stattdessen würden solche Veranstaltungen eher polarisieren. Die Kundgebung sei "völlig unnötig", versicherte auch Christoph Pramhofer, der Neos-Klubvorsitzende im Bezirksparlament. Sein ÖVP-Kollege Ernst Paleta verwies darauf, dass die Betroffenen ihre Heimat nicht aus "Jux und Tollerei" verlassen hätten - und plädierte für Vernunft und Freundlichkeit, die der Schlüssel zu einem problemlosen Umgang mit der Situation sein würden.
Norbert Hofer nimmt doch nicht teil
Auch für den Bezirks-Klubobmann der Grünen, Tarik Darwish, ist die Herausforderung in der Ziedlergasse "eine bewältigbare", wie er betonte. Die Grünen sind auch bei der abendlichen Parallelveranstaltung mit dabei - um eine Gegenveranstaltung handle es sich dabei aber nicht, beteuerte Darwish. Vielmehr sei dies eine "Kundgebung für eine menschenwürdige Politik". Die anderen Bezirksparteien werden sich an dieser Demo aber nicht beteiligen, wie sie heute klarstellten.
Der Stein des Anstoßes, die als "Großdemo" titulierte Kundgebung der FPÖ am Liesinger Platz, beginnt um 18 Uhr.
(APA/Red.)