Der Rechnungshof beantwortet im Rohbericht Fragen des Ministers.
Die offizielle Stellungnahme von Kunstminister Josef Ostermayer (SPÖ) zum vernichtenden Rohbericht über das Burgtheater soll nun rasch erfolgen. Das Kontrollorgan hat seinerseits Antworten auf neun Fragen, die Ostermayer mit dem Auftrag zur Sonderprüfung 2014 gestellt hat, geliefert. Schon aus der ersten Frage zur Bilanzerstellung des Theaters erhebt der Rechnungshof schwere Vorwürfe: „Die Liquidität der Burgtheater GmbH war tatsächlich um 3,09 Millionen Euro schlechter als im Jahresabschluss dargestellt.“ Das bezog sich auf 2009/10.
Von einer ordnungsgemäßen Gebarung konnte keine Rede sein. Verbuchte Verbindlichkeiten gegenüber Banken von rund 4,82 Millionen Euro entsprachen laut Rohbericht nicht der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage des Burgtheaters. Denn Verbindlichkeiten gegenüber Beschäftigten und Dritten wurden erst verspätet bezahlt. Außerdem wurde „gesetzlichen Vorschriften widersprechend“, wie ausdrücklich vermerkt wurde, eine Barauszahlung aus dem Juli 2010 erst im September 2010 in den Büchern erfasst.
Was noch passierte? Gegenleistungen für bereits empfangene Leistungen wurden nicht als Aufwand, sondern als Forderungen verbucht. Dadurch wurde das Betirebsergebnis in den Jahren 2008/09 bis 2013/14 um bis zu 1,59 Millionen Euro höher ausgewiesen, als es der realen wirtschaftlichen Lage entsprochen habe, wird im Rechnungshofrohbericht bilanziert. Was die Prüfer dem Kunstminister weiters mitteilten? Bis September 2014 gab es keine Kassenordnung. Kassenkontrollen fanden von 2008 bis 2013 nur einmal jährlich statt, es gab sogar bis zu drei unterschiedliche Kontrolllisten.
Dubiose 120.000 Euro an Berater
Ein Berater der damaligen kaufmännischen Geschäftsführerin, Silvia Stantejsky, erhielt satte 120.000 Euro. Was war seine Leistung? Das war für den Rechnungshof „mangels schriftlicher Dokumentation nicht nachvollziehbar“. Ähnliches vermerkt der Rohbericht zu den Rechnungen eines Beraters von Ex-Burgtheater-Chef Matthias Hartmann. „Allfällige Ergebnisse einer erfolgten Beratungstätigkeit“ seien nicht in schriftlicher Form vorgelegen. Dem Berater wurden von der Burgtheater GmbH ebenfalls 120.000 Euro bezahlt, heißt es im Bericht. (ett)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2016)