Handwerkerbonus würde Pfusch um eine Milliarde verringern

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Der Bonus würde der Volkswirtschaft laut einer Studie viel bringen, errechnete Ökonom Friedrich Schneider. Und der Fiskus könne damit gar nicht draufzahlen.

Wien. „Würde der Handwerkerbonus flächendeckend eingeführt, würde der Pfusch um mindestens eine Milliarde Euro zurückgehen“, sagt der Linzer Volkswirtschaftsprofessor Friedrich Schneider.

Schon im Herbst hatte sich der Ökonom für eine Neuauflage des Handwerkerbonus ausgesprochen. Nun hat er eine volkswirtschaftliche Analyse dazu abgeschlossen – mit neuen Umfrageergebnissen, die seine damaligen Annahmen „sehr stark untermauern“, wie er zur „Presse“ sagt. Die Milliarde sei angesichts der neuen Ergebnisse sogar „mehr als konservativ geschätzt“.

Mit dem Handwerkerbonus werden private Haushalte gefördert, die Renovierungsarbeiten nicht im Pfusch, sondern von einem Handwerker durchführen lassen. Bundesweit gab es das ab Mitte 2014, 2015 lief das Pilotprojekt aus. Für Arbeitskosten bis 3000 Euro winkten 20 Prozent Förderung, maximal konnte man sich 600 Euro Zuschuss holen. Jedoch nur, wenn man schnell genug war: 2014 waren zehn, im Folgejahr 20 Millionen Euro im Fördertopf, es galt „First come first serve“.

Wie stark ist Mitnahmeeffekt?

Auf die Weiterführung der Förderung hoffen jetzt nicht nur Leute, die heuer renovieren wollen. Auch die Wirtschaft macht sich dafür stark. Entschieden ist noch nichts, ein abschließendes Ergebnis der Evaluierung steht noch aus. Im Wesentlichen geht es um die Frage, ob sich die Förderung unter dem Strich rechnet – oder ob Mitnahmeeffekte zu stark sind, weil auch Haushalte mitprofitieren, die ohne den Bonus ebenfalls Handwerker und keine Pfuscher beauftragt hätten. Ohnehin vorhandene Steuerehrlichkeit zu belohnen, mag zwar als Idee sympathisch sein, bringt dem Fiskus aber nichts. Sondern kostet.

Simulationsrechnungen, die Schneider im Herbst präsentierte, zeigten jedoch, dass der Staat kaum draufzahlen kann. Auf Basis der Zahlen von 2014 – damals wurden Rechnungen über 161,81 Mio. Euro eingereicht und Arbeitsleistungen von knapp 66 Mio. Euro mit 9,7 Mio. Euro gefördert – errechnete er, ab wann der Fiskus trotz der Kosten für die Förderung in Summe profitiert. Und kam zu dem Schluss, dass selbst ein „unrealistisch hoher“ Mitnahmeeffekt von 77,4 Prozent noch zu verkraften wäre. Anders gesagt: Wenn mindestens 22,6 Prozent auf die Reduktion des Pfuschvolumens entfallen, beginnt es sich für den Fiskus zu rechnen.

Im Jänner und Februar führte nun Market für den Ökonomen eine repräsentative Umfrage durch, die das Ausmaß des Mitnahmeeffekts auslotet. Gefragt wurde, ob man 2016 Renovierungsarbeiten plant, ob man diese in Eigenregie oder mit einem Handwerker durchführen will – und was man täte, gäbe es den Bonus wieder. Das Ergebnis: 28 Prozent der Befragten wollen renovieren, ohne Bonus werden jedoch nur 36 Prozent davon „sicher“ oder „eher“ einen Handwerker beauftragen. 56 Prozent werden das „sicher nicht“ oder „eher nicht“ tun. Winkt ein Bonus, kehrt sich das Resultat fast um: Dann würden 52 Prozent „sicher“ oder „eher“ einen Professionisten holen und nur 39 Prozent die Sache wahrscheinlich trotzdem privat – und am Fiskus vorbei – in Angriff nehmen. Schneiders Fazit: „Der Handwerkerbonus wäre auf gar keinen Fall ein Verlustgeschäft für den Finanzminister.“

6374 Arbeitsplätze mehr

Er plädiert dafür, den Fördertopf nicht zu deckeln – „dann würde es richtig was bringen“. Denn dann hätten alle und nicht nur die Schnellsten am Anfang der Förderperiode einen Anreiz, ihre Aufträge offiziell zu vergeben. Würde von der eingangs erwähnten Euromilliarde, die dann in die offizielle Wirtschaft wandert, auch nur die Hälfte im Inland zusätzlich wertschöpfungswirksam, brächte das ein zusätzliches BIP von 674 Mio. Euro, 6374 zusätzliche oder gehaltene Arbeitsplätze und ein Masseneinkommen von zusätzlich 411 Mio. Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2016)

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