Abgasskandal: VW hinkt Zeitplan bei Umrüstung hinterher

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File photo of the Volkswagen REUTERS
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Die Aufarbeitung des Abgasskandals wird länger dauern als vom
Konzern befürchtet. Verärgerte Kunden will man mit hohen Rabatten besänftigen.

Der deutsche Autoriese Volkswagen kommt in der Abgaskrise nicht voran. Der Zeitplan für die Beseitigung der Mängel an Millionen Fahrzeugen droht zu kippen, die Unsicherheit wächst, und Kunden sind verärgert. Die Behörden in Deutschland, den USA und Südkorea sind nicht zufrieden mit den Vorschlägen zur Umrüstung der von den Abgasmanipulationen betroffenen Diesel.

Auch die großangelegte Umrüstung in Deutschland liegt auf Eis, weil das Kraftfahrtbundesamt (KBA) noch Prüfbedarf hat. Um den betroffenen Autos eine neue Software aufspielen zu können, ist eine Freigabe des KBA nötig. Dem Vernehmen nach sind höhere Kraftstoffverbrauchswerte ein möglicher Grund für die Verzögerungen. In den USA steht eine Einigung mit den Umweltbehörden noch aus. Dazu hat ein Gericht VW noch Zeit bis zum 21. April gegeben.

Hohe Rabatte

Verärgerte Kunden in Deutschland will VW offenbar mit Rabatten milde stimmen. Wie eine Erhebung des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen ergab, ist derzeit etwa ein dreitüriger Golf mit 28 Prozent Rabatt auf den Listenpreis zu haben. Hintergrund sei eine Treueprämie von bis zu 2.000 Euro, die beim Eintausch eines VW-Gebrauchtwagens und gleichzeitigem Neukauf eines VW-Modells gewährt werde. Das Programm laufe zunächst bis Ende April.

"VW versucht mit dem Programm Kundenverärgerungen entgegenzusteuern. Nur kein Einbruch bei den Neuzulassungen scheint die Devise", sagte Institutsdirektor Ferdinand Dudenhöffer. In den VW-Rabatten sieht er auch eine Reaktion auf den Unmut deutscher Kunden wegen der Wiedergutmachungsaktion in den USA, die es hierzulande nicht gab. Kurz nach Bekanntwerden des Dieselskandals hatte VW US-Kunden 1.000 Dollar über Kartenguthaben und Gutscheine gewährt.

VW soll Beirat erhalten Auch die südkoreanischen Behörden weiten laut Medienberichten ihre Ermittlungen gegen den Autokonzern aus. Jetzt sollen auch aktuelle Modelle auf die Einhaltung von Abgasvorschriften hin überprüft werden, wie die nationale Nachrichtenagentur Yonhap am Sonntag unter Berufung auf das Büro der Staatsanwaltschaft in Seoul berichtete. Getestet werden soll demnach unter Aufsicht des Umweltministeriums der aktuelle Motor EA 288 mit 1,6 Litern Hubraum.

Derweil wird im Aufsichtsrat des Konzerns die künftige Aufstellung der Kernmarke diskutiert. Im Gespräch ist ein Beirat, der strategische Weichenstellungen begleitet. Es wurden Pläne bekannt, wonach einflussreiche Kontrolleure im VW-Aufsichtsrat den Umbau bei Volkswagen-Pkw mit einem neuen Strategiegremium vorantreiben wollen. Die Kernmarke um Golf und Passat soll nach dpa-Informationen einen Beirat erhalten, der strategische Weichenstellungen bei Zukunftsfragen wie Elektromobilität und Digitalisierung begleitet. Aber auch heiße Eisen wie Stellenabbau oder Arbeitsschwerpunkte einzelner Fabriken könnten in dem Gremium debattiert werden, bevor sie zur finalen Abstimmung im 20-köpfigen Aufsichtsrat des VW-Konzerns landen.

(APA/dpa)

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