Österreichische Roboter für Japan

JAPAN GERMANY DIPLOMACY
JAPAN GERMANY DIPLOMACY(c) MICHAEL KAPPELER / EPA / picturesk
  • Drucken

Japan, bekannt als Land der Roboter, entwickelt längst nicht mehr alle Maschinen allein. Wichtiges Know-how kommt aus Österreich. Das Geschäft dürfte ausbaufähig sein.

Tokio. Für Michael Huemer ist die Reise nach Japan geschäftiger als erwartet. Und das, obwohl sein Betrieb in einer Branche produziert, die eigentlich so japanisch ist wie keine andere.

Ferrobotics aus Linz stellt sensible Arme für die Industrierobotik her, ausgestattet mit feiner Sensorik, die Produktionsprozesse präziser und schneller macht. Im Rahmen der Innovationskonferenz Pioneers Asia diese Woche in Tokio, die Österreichs Außenwirtschaftscenter mitveranstaltet und Unternehmer mit Investoren und Kunden zusammenbringen soll, eilt Huemer dieser Tage von einem Termin zum nächsten. „Hier könnte ich mehrere neue Geschäftskunden an Land gezogen haben“, berichtet Huemer zufrieden.

Zwar ist Ferrobotics eine österreichische Erfolgsstory, die für heimische Ohren überraschend klingen mag. Aber das Unternehmen ist längst nicht der einzige Fall, in dem österreichisches Know-how in Japan, der weltweit führenden Nation für Haushalts-, Pflege-, Industrie- und diverse anderen Sparten der Robotik, auf fruchtbaren Boden fällt. Mehrere Kooperationen bestehen auf Unternehmensebene, zwischen Forschungsinstituten und sogar den Regierungen beider Länder.

„Die Robotik ist eines der Zukunftsfelder, die wir stärker bearbeiten werden“, kündigte Harald Mahrer, Staatssekretär im österreichischen Wirtschaftsministerium, diese Woche in Tokio an. So könnte in Zukunft mehr von Robotik aus Österreich zu hören sein.

Neu ist österreichische Kompetenz auf dem Gebiet eigentlich nicht. Die Ars Electronica in Linz etwa unterhält eine Vielzahl an Kooperationen. Das Center der oberösterreichischen Hauptstadt ist zugleich ein Forschungslabor und arbeitet an Lösungen für Zukunftsszenarien. Die Aussicht auf die Automatisierung des Alltagslebens hat eine Zusammenarbeit mit der Robotiksparte des Autobauers Honda, den Universitäten von Osaka und Tsukuba sowie einigen Start-ups hervorgerufen, um an der Interaktion zwischen Mensch und Maschine zu forschen.

Dort stellt man Fragen wie: Unter welchen Umständen wird ein Roboter als Partner wahrgenommen? Wie kann eine Maschine von der Interaktion mit Menschen lernen? In welchen Lebenslagen kann ein Roboter besonders nützlich sein?

Austauschprogramm

Die Technische Universität Wien setzt bei solchen Überlegungen an und gibt teilweise schon Antworten, auch in Zusammenarbeit mit japanischen Instituten. Die Universität Tokio, bekannt als Japans Eliteschmiede für Politik und Wissenschaft, unterhält mit der TU Wien ein Austauschprogramm, das Japaner nach Österreich und umgekehrt schickt. Eine Gruppe von Robotern aus Österreich, die alten Menschen einen autonomen Alltag ermöglichen und so den Umzug in ein Pflegeheim verzögern oder vermeiden helfen soll, wurde auch in Japan entscheidend weiterentwickelt. „Leider haben wir uns lang nicht gut vermarktet“, sagt Birgit Hofreiter von der TU Wien. „Dabei ist unsere Forschung schon seit Längerem auch in der Robotik sehr wettbewerbsfähig.“

Das weiß man in Japan zumindest auf Regierungsebene schon länger. Bisher hat man nur nicht viel darüber gesprochen. „In Zukunft müssen Länder intensiver kooperieren, um die nächsten Innovationen zu erreichen“, sagte Yuko Harayama, Wissenschaftsbeauftragte im japanischen Premierministerbüro, diese Woche in der österreichischen Botschaft in Tokio. „Österreich ist mit seiner guten Forschungsstruktur ein wichtiger Partner.“

Verwunderung bei Kunden

Jährlich gibt Österreich mehr als drei Prozent der Wirtschaftsleistung für Forschung und Entwicklung aus und gehört damit zu den führenden Ländern in Europa. Auch Ferrobotics war ein Spin-off der Universität Linz und startete mit Förderung. Heute sieht sich das Unternehmen mit seinen flexiblen, intuitiven Roboterelementen als Technologieführer in diesem Bereich.

Michael Huemers Erfahrungen im Ausland sind positiv: „Dass aus Österreich Robotik kommen kann, wundert potenzielle Kunden in den meisten Ländern oft am Anfang. Aber wenn wir erst einmal im Geschäft sind, entstanden bisher überall lange Kooperationen.“

AUF EINEN BLICK

Das Unternehmen. Die Ferrobotics Compliant Robot Technology GmbH mit Sitz in Linz ist ein Spin-off der Johannes Kepler Universität Linz. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 2006. Es hat Systemkomponenten für Roboter entwickelt, durch die diese quasi mit Empfindsamkeit ausgestattet werden und kraftdosiert agieren können. Das ermöglicht präziseres Arbeiten und soll die Einsatzmöglichkeiten für Roboter ausweiten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Keine Liebe auf den ersten Blick, aber hinterm Lenkrad wird es schon lustiger: Honda HR-V.
Motor

Honda HR-V: Was man einem Auto nicht ansieht

Der etwas nüchterne und gar unauffällig in die Welt lugende Honda HR-V birgt manche Überraschung: Das Auto macht richtig Spaß – und hat Platz, wo man ihn braucht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.