Ogris Debris: Frühling für immer

(c) Andreas Waldschütz
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Das späte Albumdebüt des Wiener Duos Ogris Debris.

Es war erfrischend, als Gregor Ladenhauf bei frühen Auftritten des Wiener Duos Ogris Debris zum Mikrofon griff. Und gemeinsam mit seinem Partner Daniel Kohlmeigner an den Synthesizern eine für House- und Techno-Acts ungewohnt physische Performance bot. Statt Samples zu benutzen, sang Ladenhauf die Vocals von Songs wie „Miezekatze“ live. Er gab mit viel Schmäh den Zeremonienmeister ihrer euphorischen Liveshows, die sich wohltuend von der Strenge vieler Zeitgenossen abhoben. Ihr spielerischer Zugang prägte nicht nur die Singles und EPs, die Ogris Debris ab 2008 auf verschiedenen Labels veröffentlichten. Er ist auch zentral auf ihrem späten, aber umso überzeugenderen Debütalbum „Constant Spring“, das nun beim Wiener Label Affine Records erscheint. Schon der Opener „Giant Stabs“ ist ein energisch hüpfender House-Knaller, der mit viel Verve Frohsinn verströmt. Auch mit dem zweiten Stück, „Racer“, dürften Ogris Debris auf ihren Konzertreisen, die sie bislang bis Tokyo oder Moskau geführt haben, die Clubs zum Kochen bringen: Prägnante Piano-Chords sind der Treibstoff dieses treffend betitelten Tracks. Dass der hedonistische Beat von House nicht im Widerspruch zu Gesellschaftskritik stehen muss, beweist „See the World“: „When will you spread your wings/and see the world just like a bird?“, heißt es im ruhigsten Moment des Stücks, bevor der Synth-Puls immer fiebriger, die Vocals immer hysterischer werden. Ein Aufruf, nicht wegzusehen, nicht bloß in der eigenen kleinen Welt zu leben. Er wirkt besonders im kongenialen Animationsvideo zum Song: Es zeigt am Spieltisch ausgetragene Kriege, Konsumauswüchse, Umweltverschmutzung, Gier und den Selfiestick als zynischen Auswuchs unserer Egokultur. Der Ohrwurmcharakter verstärkt die Kraft des Songs noch.

Spielerisch, vielfältig: „Constant Spring“ von Ogris Debris.
Spielerisch, vielfältig: „Constant Spring“ von Ogris Debris.(c) Beigestellt

„Miezekatze“, neu gedeutet. Es zählt zu den großen Stärken von Ogris Debris, vielen ihrer bestechenden Rhythmen genug Pop-Appeal zu injizieren, um auch abseits des Dancefloors Reiz zu entwickeln. Das gelang ihnen bei ihrem bislang größten Hit, „Miezekatze“, der in einer Neudeutung am Album enthalten ist. Es gelingt mit „See the World“ und anderen neuen Stücken: „Brainfreeze“ ist verträumter Dance-Pop, der mit sanfter Melodie umgarnt. Das sehnsüchtige, tropisch angehauchte „Lazer Gun“ ist beste Sonnenuntergangsmusik. Dieses Stück im Ohr, lässt sich der andauernde Frühling, den Ogris Debris im Titel dieses vielfältigen Albums beschwören, besonders gut imaginieren. (Affine Records)

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