Prozess: Telekom-Geld im Papiersackerl

Johann Wanovits.
Johann Wanovits.(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Diskrete Bargeldübergaben auf dem Wiener Naschmarkt und ein „zerstörtes Leben“ – mit diesen Zutaten ging der „Aktien-Prozess“ weiter.

Wien. „Diese Causa hat mein Leben ruiniert.“ Und: „Die Bargeldannahme war der größte Fehler meines Lebens. Ich könnte mich noch heute dafür ohrfeigen.“ Es waren starke Sätze, die der Banker und Broker Johann Wanovits (57) am Donnerstag in Wien bei der Neuauflage des Telekom-Aktien-Prozesses von sich gab. Verhandlungsgegenstand war erneut die im Februar 2004 erfolgte Manipulation des Kurses der Telekom-Aktie.

Angeklagt sind Ex-Telekom-Festnetz-Vorstand Rudolf Fischer (62), Ex-Finanzchef Stefano Colombo (55), Ex-Prokurist Josef Trimmel (58) und eben Broker Wanovits. Schon einmal waren alle vier verurteilt worden. Doch der OGH hatte eine Neuaustragung der Verhandlung angeordnet. Vorgeworfen wird den Beschuldigten, sie hätten in betrügerischer Weise bei der Kursmanipulation der Telekom-Aktie mitgemacht.

Die Aktie stand deshalb unter Beobachtung, da an deren Performance ein lukratives Versprechen geknüpft war: Bei Erreichen eines bestimmten Kursziels sollte die Telekom-Führungsschicht Prämien kassieren. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde Wanovits (er war Vorstand der Privatbank Euro Invest) beauftragt. Er nahm Stützungskäufe der Aktie vor (laut Wanovits hatten damals andere Händler versucht, den Kurs zu drücken) und vereinbarte mit der Telekom ein Honorar von etwa einer Million Euro für sein Service.

Als das Stock-Options-Programm zugunsten von 95 Telekom-Managern schlagend wurde – damals flossen insgesamt knapp zehn Millionen Euro in die Taschen der Manager –, wurden aber sowohl Medien als auch die Finanzmarktaufsicht misstrauisch. So wurde es nichts aus dem Wunsch von Wanovits, offizieller Geschäftspartner der Telekom zu werden. Auf sein Honorar verzichten wollte er dann aber auch nicht.

Filmreife Szenen eines Kronzeugen

So kam es unter dem damaligen Telekom-Manager, Gernot Schieszler, zu filmreifen Bargeldübergaben. Schieszler blieb später eine Anklage erspart – er sollte nämlich der erste Kronzeuge der österreichischen Rechtsgeschichte werden. Zurück zu Wanovits: Bei Treffen in Lokalen am Wiener Praterstern, auf dem Naschmarkt und in einem Auto (auch der nun angeklagte Prokurist Trimmel war dabei) wurde über die Form der Abgeltung gesprochen bzw. wechselten 500.000 Euro den Besitzer. Im Papiersackerl. Um das Geld flüssig zu haben, hatte die Telekom den Lobbyisten Peter Hochegger um Hilfe gebeten. Dieser bekam Telekom-Geld für eine „Studie“ – einen Teil des Honorars übergab er Schieszler und Trimmel, damit diese Bargeld zur Weitergabe an Wanovits parat hatten. Eine weitere Tranche des vereinbarten Honorars verdiente sich Wanovits in den Folgejahren als Autor von Studien für Hochegger. Die Urteile standen aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2016)

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