Radiotest-Studie ist seit vier Jahren fehlerhaft

(c) Die Presse/Clemens Fabry
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Die vom GfK erhobenen Reichweiten der österreichischen Radiosender sind nicht korrekt. Dem Marktforschungsinstitut drohen Klagen.

Der Radiotest, jenes Marktforschungsinstrument von GfK, mit dem Österreichs Radiosender die Werbepreise festlegen, ist fehlerhaft. Es geht um Abweichungen von ein bis drei Prozentpunkte und einen Zeitraum von zumindest vier Jahren. GfK hat seine Auftraggeber, die Sender, am Dienstag informiert, diese behalten sich Schadenersatzklagen gegenüber dem Marktforschungsinstitut offen.

Wie Kronehit, ORF und der Privatradio-Vermarkter RMS Austria gemeinsam mitteilten, hat GfK bekanntgegeben, dass es in der Vergangenheit bei Erhebung und Berechnung der Daten Fehler gegeben hat. Diese lägen ausschließlich im Bereich des Instituts und führten zu einer Verzerrung der Marktdarstellung in der Bandbreite von ein bis drei Prozentpunkten.

Radiostationen fordern Richtigstellung

Die Radiostationen fordern eine "umfassende Aufarbeitung samt Richtigstellung der Daten". Diese dürfte in den kommenden Tagen vorliegen, gaben die Sender in einer gemeinsamen Aussendung bekannt. "Diese Vorfälle sind aus Sicht des Radiotests äußerst unerfreulich", heißt es darin.

Ein Sprecher der GfK bedauerte die Causa, wollte sich Einzelheiten wie der Schadenshöhe aber nicht äußern. Man habe eine Untersuchung eingeleitet, für Details sei es zu früh.

Wer profitierte?

Welche Sender von den Abweichungen profitiert haben, wird nicht verraten. Nur soviel: Die Abweichungen sind "nicht zu unseren Gunsten ausgefallen", sagte Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda. Beim ORF sowie beim Marktführer Ö3 wollte man sich über die Pressemitteilung hinaus nicht äußern.

Laut Swoboda haben GfK-Mitarbeiter beim Ausfüllen der Fragebögen nicht ordentlich gearbeitet, sondern seien "nach Bauchgefühl" vorgegangen. Dass die Fehler unabsichtlich, also "nebenbei" passiert sind, schließt Swoboda ebenso wie Korruption aus. Es gebe keine Hinweise, dass gegen Geld manipuliert wurde, sagte Swoboda.

Stichwort

Der Radiotest von GfK Austria ist Österreichs größte Untersuchung des Radionutzungsverhalten und wird halbjährlich veröffentlicht. Pro Jahr werden 24.000 Telefoninterview geführt. Aus den Ergebnissen ergeben sich unter anderem Marktanteil, Reichweite und Hördauer. Diese liefern die Basis, auf der die Radiosender festlegen, wie viel ein Werbespot kostet.

Laut dem letzten Radiotest fürs zweite Halbjahr 2015 kamen die ORF-Radios auf eine Tagesreichweite von 64,6 Prozent und einen leicht rückläufigen Marktanteil von 72 Prozent. Die Privatradios verbuchten demnach 28,6 Prozent Reichweite und legten bei den Marktanteilen leicht zu - auf 24 Prozent.

(APA)

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