ÖFB-Cup: Erinnerung an glorreiche Zeiten

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Die Admira verblüfft immer öfter und steht nach dem 2:1-Sieg gegen einen Zweitligisten im Cupfinale. 50 Jahre nach dem Double-Gewinn könnten die Südstädter wieder einen Titel holen.

Maria Enzersdorf. Früher, da war Stanislaus einfach nur die graue Südstadtmaus. Das Maskottchen ist längst ausrangiert und die aktuelle Mannschaft ist alles andere als grau, sondern schillernd und bissig, sodass manch Großklub schon fast gern mit den wackeren Admiranern tauschen möchte. 50 Jahre nach dem Double-Gewinn schreiben die Niederösterreicher an einem neuen Erfolgskapitel in der Vereinsgeschichte und greifen wieder nach einem Titel. „Der See ruft!“, ließen sie nach dem 2:1-Heimerfolg im Halbfinale des ÖFB-Cups gegen den Zweitligisten St. Pölten auf einem Transparent wissen. Im Klagenfurter Wörthersee-Stadion soll im Endspiel am 19. Mai eine bisher gelungene Saison gekrönt werden.

Besondere Genugtuung war es für die Admiraner, dass sie Zweifler erneut eines Besseren belehrt haben. Im Vorfeld der Saison noch als heißer Abstiegskandidat gehandelt, sind die Südstädter auch in der Liga als aktueller Tabellenfünfter noch voll im Rennen um einen Europacup-Startplatz. „Wir haben es den Experten gezeigt, spielen bisher eine überragende Saison“, meinte Cup-Siegtorschütze Dominik Starkl.

Ähnlich sah dies auch Ernst Baumeister. Der mit Saisonende ins zweite Glied rückende Cheftrainer warnte jedoch: „Bis jetzt haben wir noch nichts erreicht.“ Angesichts seiner violetten Vergangenheit – mit der Austria feierte er als Spieler acht Meistertitel und vier Cupsiege – lag für den 69-Jährigen der Wunschgegner für das Finale auf der Hand, allerdings nicht nur aus emotionaler Sicht. „In ihrer derzeitigen Verfassung ist mir die Austria lieber. Da sind unsere Chancen größer.“

Bei den Fans ruft das Cupfinale Erinnerungen an glorreiche Zeiten wach. 1966 gewann der damals noch in Jedlesee, Floridsdorf, beheimatete Verein das vierte Double seiner Geschichte. Damals schoss Anton Herzog, Vater von Rekordnationalspieler Andreas Herzog, die Admira im Praterstadion zum 1:0-Sieg gegen Rapid. Kurz darauf erfolgte der Umzug in den Süden der Bundeshauptstadt und die Fusion mit Wacker Wien.

Seither wartet die Admira auf einen großen Titel, gleich fünfmal (1979, 1989, 1992, 1996 und zuletzt 2009) scheiterte man jeweils mit einer Niederlage im Endspiel knapp am siebenten Cup-Triumph. „Das Finale ist nicht das Ziel, das Ziel ist der Titel“, betonte Lederer. „Man hat in dieser Saison das Gefühl, es ist vieles möglich.“

Doppelschlag bringt Wende

In einer „geilen Partie“ (Ersatzkapitän Daniel Toth) geriet Admira gegen den Tabellenführer der Ersten Liga sogar in Rückstand, Manuel Hartl traf für St. Pölten (50.). Die spielbestimmenden Südstädter antworteten aber mit einem Doppelschlag von Lukas Grozurek (53.) und Starkl (59.). „Es war wichtig, dass wir gleich eine Antwort gegeben haben. Nach dem 2:1 haben wir ruhig gespielt und wussten, dass nichts mehr anbrennt. Wir hätten den Sack früher zumachen müssen“, sagte Grozurek, der bereits im Viertelfinale gegen Rapid das Tor zum Aufstieg erzielte.

St. Pölten konnte das Märchen vom Finaleinzug von 2014 nicht wiederholen, für Karl Daxbacher durften seine Spieler dennoch mit erhobenem Haupt die Heimreise antreten. Baumeisters langjähriger Austria-Weggefährte haderte einzig damit, dass die Führung nicht länger gehalten werden konnte. „Sonst kann ich meinem Team keinen Vorwurf machen“, sagte der Trainer. Torschütze Hartl sah hingegen auch einen qualitativen Unterschied im Vergleich mit dem Bundesligisten: „Der Klassenunterschied hat sich gezeigt.“ (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2016)

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