Alltag in Salzburg: „Salzburg hat etwas Brutales“

(c) APA (Barbara Gindl)
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Wie lebt und arbeitet man in der Festspielstadt – in und außerhalb der Saison? „Die Presse“ befragte Regisseur Reinhard Schwabenitzky, Galerist Mario Mauroner und Krimiautorin Edith Kneifl.

Reinhard Schwabenitzky

Der Ur-EinwohneR. Vor einigen Jahren hat der gebürtige Salzburger Schwabenitzky den Itzlinger Hof geerbt und ist nun Regisseur und Gastwirt. Allerdings wohnt er nicht in der Stadt, sondern – mit seiner Frau, der Schauspielerin Elfi Eschke – im ländlichen Flachgau. Um der Krise entgegenzusteuern, hat der Regisseur (zuletzt: Serie „Oben ohne“) die Zimmerpreise gesenkt und am Wochenende im Restaurant ein Pay-what-you-want-System eingeführt. Das sich bisher gelohnt hat.

Salzburg zur Festspielzeit: Flüchten Sie oder sind Sie jetzt erst recht da?

Reinhard Schwabenitzky: Mir sind die Festspiele relativ egal, weil ich nichts damit zu tun habe. Ab und zu fährt man rein und trifft Kollegen, das war's.

Wie würden Sie jemand Unwissendem die Festspiele erklären?

Schwabenitzky: Es ist doch eines der berühmtesten Festivals der Welt mit ungeheurem Flair und Vergangenheit. Es hat was. Es bringt Kunst in die trachtige Stadt. Aber ich bin kein Freund von diesen Regie-Vernissagen, wie sie heute so modern sind.

Wie ist Ihr Verhältnis zur Stadt?

Schwabenitzky: Ich habe lange in Wien und München gelebt, bin jetzt aber auch schon wieder 25 Jahre in Salzburg. Es ist eine wunderschöne Stadt, aber der Touristenstrom im Sommer und Winter stört mich. Ich bin selber gerne da, wenn die Lücken sind.

Tut der Stadt die Veränderung während der Festspiele gut?

Schwabenitzky: Ja. Die vielen Künstler, Galerien, Konzerte und Straßentheater. Die Stadt hat kulturell viel zu bieten. Aber wenn die Festspiele aus sind, dann ist der Theaterbetrieb eher mit Klagenfurt als mit Wien zu vergleichen.

Sie führen mit Ihrer Frau, Elfi Eschke, den Itzlinger Hof. Ist da zu Festspielzeiten ein starker Anstieg zu bemerken?

Schwabenitzky: Es ist ein bisschen etwas zu merken, weil mehr Bekannte zum Essen kommen. Aber ich möchte das Haus bewusst so führen, dass es kein Künstlertreffpunkt wie etwa das Triangel (gegenüber dem Festspielhaus, Anm.) wird. Aber es ist natürlich nett, wenn Leute kommen. Der Simonischek zum Beispiel kommt öfter.

Drei Lieblingsplätze in Salzburg:

Schwabenitzky: Hellbrunn, sowohl die Schlossanlage als auch der Tiergarten. Und die Gässchen rund um den Domplatz. In der Sigmund-Haffner-Gasse gibt es kleine Lokale, da sitze ich gerne.

Itzlinger Hof, Itzlinger Hauptstr. 11, 5020 Salzburg, Tel.: 0662/451210.

Waltraut und Mario Mauroner

Teilzeit-Salzburger. Für kunstinteressierte Salzburg-Gäste gehört ein Besuch in den zwei Galerien der Mauroners zum Pflichtprogramm. Waltraut und Mario Mauroner veranstalten während der Festspiele jeden Samstag eine „Art Lounge“, bei der Künstler und Sammler ungezwungen zusammentreffen. Legendär ist das „K&K-Essen“ – das Kunst- und Krautfleisch-Essen Mitte August. Heute, Samstag, wird in der Galerie am Residenzplatz die Schau von Jaume Plensa eröffnet.

Salzburg zur Festspielzeit: Flüchten Sie oder sind Sie jetzt erst recht da?

Mario Mauroner: Ich genieße das natürlich. Es ist ein Höhepunkt im Jahr.

Wie ist Ihr Verhältnis zur Stadt?

Mauroner: Mein Leben spielt sich zu je einem Drittel im Ausland, in Wien und in Salzburg ab. Und Salzburg ist eigentlich die Erholung – trotz der oft großen Anstrengung.

Sie führen mit Ihrer Frau die Galerien in Wien und Salzburg. Wie wichtig sind die Festspiele für das Geschäft?

Mauroner: Sehr. Wir sind in Salzburg groß geworden, die Galerie hier gibt es seit 1972. Und Salzburg hat insgesamt sehr gute Galerien, sodass wir unseren Gästen auch ein großes Spektrum bieten können. Meine großen Sammler kommen auch, um Aufführungen zu sehen.

Was ist besser für das Geschäft: Schön- oder Schlechtwetter?

Mauroner: Für die bildende Kunst ist es generell besser, wenn es bedeckt ist.

Drei Lieblingsplätze in Salzburg:

Mauroner: Wie Venedig im November gefällt mir Salzburg im Winter, wenn es verschneit ist. Aber mein persönlich liebster Platz ist die Dachterrasse meines Hauses mit Blick über die Altstadt.

Galerie Mauroner, Residenzplatz 1 und Ignaz-Rieder-Kai 9, beide 5020 Salzburg.


Edith Kneifl

Die Treue Besucherin. Edith Kneifl lebt zwar schon lange (und gerne) in Wien, kennt Salzburg aber auch sehr gut. Schließlich hat die Vielschreiberin hier schon zweimal länger gelebt, ein halbes Jahr als Kunstgeschichtestudentin und einen Sommer in den späten Achtzigern. Für ihren kulinarischen Krimi „Geheimes Salzburg“, in dem auch Schwabenitzkys Itzlinger Hof vorkommt, hat sie die Stadt zuletzt wieder häufiger besucht. Sie ist allerdings froh, dass sie immer wieder abreisen kann.

Salzburg zur Festspielzeit: Flüchten Sie oder sind Sie jetzt erst recht da?

Edith Kneifl: Ich fahre gern nach Salzburg zur Festspielzeit. Ich komme aus Oberösterreich, schon als Kind bin ich mit meinen Eltern in die Stadt gefahren, um ein bisschen internationales Flair zu schnuppern. Ich hab das aber auch in Wien ganz gern, wenn was los ist.

Wie würden Sie jemand Unwissendem die Festspiele erklären?

Kneifl: Ich tu mir da hart. Das kulturelle Programm schätze ich, aber das Drumherum ist schon sehr oberflächlich und „Seitenblicke“-mäßig.

Wie ist Ihr Verhältnis zur Stadt?

Kneifl: Ich habe eine gewisse Hassliebe zur Stadt. Einerseits hat sie diese Postkarten-Schönheiten, andererseits ist es schon sehr eng und kleinstädtisch. Vielleicht liegt das auch an den Hügeln, von denen sie umgeben wird. Unterm Jahr ist in Salzburg nicht viel los.

Sie haben den Krimi „Geheimes Salzburg“ geschrieben.Ist Salzburg ein passabler Ort für Kriminalgeschichten?

Kneifl: Ja. Für mich hat es ein bisschen etwas von Florenz. Es hat etwas Brutales – auch architektonisch. Das beginnt schon bei dem übermächtigen Dom für die kleine Stadt.

In Ihrem Buch kommen immer wieder Prominente vor. Wie viel Anteil hat die Society an den Spielen?

Kneifl: Ich denke, es sind Festspiele der High Society, auch wenn das von Max Reinhardt sicher nicht so geplant war. Ich glaube auch nicht, dass die Krise viel daran ändern wird. Ein bisschen lächerlich finde ich, dass man jetzt Kasnocken statt Hummer isst.

Drei Lieblingsplätze in Salzburg:

Kneifl: Petersfriedhof, Sebastiansfriedhof und die Stefan-Zweig-Villa am Kapuzinerberg.

„Geheimes Salzburg“, Lichtblick Verlag, 190 Seiten, 24,95 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2009)

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