Frischer Fahrtwind für die Auto-Industrie

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Die VW-Abgasaffäre und Chinas schwaches Wirtschaftswachstum haben der Branche einen Dämpfer versetzt. Doch dieser dürfte laut dem Analysehaus Scope inzwischen überwunden sein.

Wien. Die weltweite Automobilindustrie hat zuletzt eine holprige Fahrt zurückgelegt. Nebst der Abgasaffäre rund um VW schwächelt auch noch Chinas Wirtschaft. Immerhin ist das Reich der Mitte zum wichtigsten Absatzmarkt avanciert.

Allmählich dürfte es aber einen Lichtblick geben, und der könnte laut den Scope-Analysten durchaus grün gefärbt sein. „2016 verspricht sowohl für Hersteller als auch für Zulieferer ein gutes Jahr zu werden. Dabei dürfte heuer die Autobranche weiter wachsen, angetrieben vom Absatz auf wichtigen Schlüsselmärkten“, begründet Scope-Analyst Timo Schilz seinen Optimismus. Schilz betont weiters, „dass vor allem der europäische Automarkt seit Jahresbeginn immer mehr Fahrt aufnimmt. Im März stieg der Automobilabsatz den 31. Monat in Folge.“ Insgesamt legte der Absatz um mehr als acht Prozent im Vorjahresvergleich auf 3,8 Millionen Fahrzeuge zu.

Mehr Elektroautos

Deutsche Marken bleiben dabei führend. Auch wenn VW bei den Verkäufen zurückfällt, haben BMW, Daimler, VW und Co. einen Marktanteil von 37 Prozent. Auf französische Konkurrenten entfallen 20 Prozent. Zudem macht sich ein neuer Trend breit: Immer mehr Elektroautos werden in Europa verkauft. Im ersten Quartal 2016 wurden knapp mehr als 35.000 Neuzulassungen registriert, ein Plus von gut 27 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Das kommt freilich dem US-Elektroautohersteller Tesla zugute. Angesichts der starken Nachfrage – und zwar rund um den Globus – will Tesla die Produktion seines günstigen Modells schneller hinaufschrauben als geplant. Das abgelaufene Quartal schloss Tesla mit einem niedrigeren Verlust (minus 282 Mio. Dollar) als von Analysten erwartet ab, die Prognose für heuer zur Auslieferung von 90.000 Fahrzeugen wurde zudem bestätigt.

Doch auch in den USA schlagen sich die Autobauer wacker, wie die April-Zahlen zeigen. Fiat Chrysler erzielte ein Plus von 5,6 Prozent, die Serie der steigenden Absätze hält an. Bei Ford lag das Plus bei 3,6 Prozent. Allerdings musste der Konzern mit Rabatten nachhelfen. Anders das Bild bei General Motors: Die Verkäufe legten einen Rückwärtsgang um 3,5 Prozent ein. Wenig Freude mit den USA hat auch VW, der Neuwagenabsatz brach gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast zehn Prozent ein. Nach wie vor ringen die Wolfsburger zudem um eine Einigung mit US-Behörden, wofür der Konzern rund 1,8 Mrd. Euro veranschlagt hat.

Nach der gelungen Fahrt ins Jahr 2016 sollte auch das restliche Jahr positiv verlaufen. Schilz von Scope: „Heuer dürften 70 neue Modelle oder überarbeitete Versionen zu haben sein. Das verspricht weiteres Wachstum.“ Auch an Innovationen mangelt es nicht. Zuletzt wurde bekannt, dass der Autogigant Fiat Chrysler als erster großer Hersteller die Technik von Google für selbstfahrende Fahrzeuge ausprobieren wird. Damit rückt die Zukunft ein gutes Stück näher.

Selbst das China-Dilemma dürfte nicht ewig anhalten, ist Schilz überzeugt. „Wir erwarten in China in den kommenden Monaten wieder stärkeres Wachstum, insgesamt sollte es mit der Autoproduktion bis Jahresende um über drei Prozent aufwärtsgehen.“ Die Halbierung der Umsatzsteuer für kleinmotorige Fahrzeuge werde dem Absatz weiteren Schub verleihen. Insgesamt erhöhte sich der Pkw-Verkauf im ersten Quartal 2016 um knapp sieben Prozent gegenüber der Vorjahresperiode.

Von diesen Aussichten dürften auch die Zulieferer profitieren. Für Anleger, die nicht auf Einzeltitel setzen wollen, gibt es die Möglichkeit, breit gestreut in den Sektor zu investieren. Die Commerzbank bietet das DAXSector-All-Automobile-Performance-Index-Zertifikat“ (DE000DR0REA1) an, eine Mischung aus großen deutschen Autobauern und -zulieferern, wie etwa Schaeffler, Elring-Klinger und Bertrandt. Das STOXX-Europe-600-Automobiles-&-Parts-Zertifikat (DE000SG3F7D4) der Société Générale umfasst mit 14 Aktien die drei großen deutschen Autobauer und Konkurrenten aus Frankreich. Zulieferer sind etwa mit Michelin und Continental ebenfalls enthalten.

Themenzertifikate

Mit dem Solactive-E-Power-Automobil-Index-Zertifikat der HVB onemarkets (DE000HV5JGU0) setzen Anleger auf bis zu 15 Unternehmen, die alternative Antriebsmechanismen für Automobile entwickeln bzw. herstellen. Dazu zählen Johnson Controls, Continental, aber auch Großkonzerne wie BMW. [ iStockphoto]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2016)

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