Brasilien Übergangspräsident soll US-Informant gewesen sein

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Michel Temer hat laut der Enthüllungsplattform Wikileaks die US-Botschaft über das Innenleben der brasilianischen Politik informiert.

Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat Dokumente über Brasiliens Interimspräsidenten Michel Temer veröffentlicht, wonach er ein Informant der USA gewesen ist. Die Berichte an den US-Diplomaten Christopher J. McMullen waren 2011 schon einmal veröffentlicht worden. Daraus geht hervor, dass er als damaliger Abgeordneter 2006 die US-Botschaft über das Innenleben der brasilianischen Politik informiert habe und sich kritisch über Präsident Luiz Inacio Lula da Silva äußerte. So kritisierte Temer laut der Depeschen Lulas starke Konzentration auf Sozialprogramme.

Zudem erörterte er die Möglichkeit, dass seine Partei der demokratischen Bewegung (PMDB) bei der nächsten Präsidentschaftswahl einen eigenen Kandidaten aufstellt. Er bestritt schon 2011, dem damaligen Generalkonsul in Sao Paulo, McMullen, direkt berichtet zu haben und sagte, dass dieser die Angaben aus Interviews entnommen haben könnte - in den Telegrammen ist aber von direkten Treffen die Rede. Wikileaks wies am Freitag via Twitter erneut auf die Dokumente hin.

Temer hatte am Donnerstag die suspendierte Präsidentin Dilma Rousseff ersetzt. Sie wurde vom Senat für 180 Tage suspendiert, um juristisch mögliche Amtsverfehlungen wie eine Verschleierung der tatsächlichen Haushaltslage vor ihrer Wiederwahl 2014 untersuchen zu lassen.

(APA/dpa)

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