Kiew oder Krim - Wo findet der Song Contest 2017 statt?

Jamala, die Siegerin des ESC 2016
Jamala, die Siegerin des ESC 2016APA/AFP (JONATHAN NACKSTRAND)
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Der nächste europäische Liederreigen könnte zu politischen Verwicklungen führen.

Als Siegerin des 61. Song Contests bestimmt die Ukraine den Austragungsort des nächsten Wettbewerbs. Dies könnte zu politischen Verwicklungen führen, weil sich ukrainische Politiker bereits in der Nacht auf Sonntag für eine Austragung auf der russisch besetzten Krim aussprachen. "Der nächste Wettbewerb sollte auf der ukrainischen Krim sein", twitterte die Abgeordnete Switlana Salischtschuk.

Salischtschuk gehört im Parlament dem Block von Präsident Petro Poroschenko an. Dieser hatte den Sieg Jamalas als "unglaublich" bejubelt, Außenminister Pavlo Klimkin ergänzte seine euphorischen Glückwünsche mit dem Satz: "Und nicht vergessen, die Krim gehört zur Ukraine."

Song-Contest-Direktor Jon Ola Sand geht indes von einer Austragung in Kiew aus. Bei der Pressekonferenz von Siegerin Jamala sagte er in Richtung der ukrainischen Delegation, er sei sicher, "dass wir es schaffen, eine fantastische Veranstaltung im wunderschönen Kiew nächstes Jahr auf die Beine zu stellen". Als er das Wort "Kiew" aussprach, rief ein Teilnehmer der Pressekonferenz den Namen der Krim-Stadt Jalta dazwischen.

"Wahrheit berührt die Menschen"

Nach dem politischen Umsturz in der Ukraine im Februar 2014 wurde die Schwarzmeer-Halbinsel Krim in einer generalstabsmäßigen Aktion von Russland besetzt. Nach einem international nicht anerkannten Referendum wurde die mehrheitlich von Russen bewohnte Region auch formell der Russischen Föderation einverleibt. Russland wurde wegen der Aggression mit politischen und wirtschaftlichen Sanktionen durch die EU belegt.

In ihrem siegreichen Song "1944" besingt Krimtatarin Jamala die Vertreibung ihres Volkes während des Zweiten Weltkrieges von der Schwarzmeerhalbinsel. Der paranoide sowjetische Diktator Josef Stalin hatte den Krimtataren Kollaboration mit Nazi-Deutschland vorgeworfen. Trotz russischen Protesten gegen den politischen Inhalt hatte die European Broadcasting Union (EBU) den Song zugelassen.

Die ESC-Siegerin hat ihren Triumph beim Eurovision Song Contest unterdessen als "fantastisch" und "verrückt" erlebt. "Ich wusste, dass es die Menschen berühren kann, wenn man über etwas Wahres singt", sagte die Sängerin bei einer Pressekonferenz in der Nacht zum Sonntag in Stockholm. "Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass man einfach nur an das glauben muss, was man tut."

(APA/dpa)

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