Europa League: Ein Titel für die Geschichtsbücher

(c) REUTERS (Paul Hanna)
  • Drucken

Der FC Sevilla spielt heute im Finale gegen Liverpool um den dritten Triumph in Folge. Englische Fans stürmen Basel, sie hoffen auf Jürgen Klopp und das Ende der Durststrecke.

Basel/Wien. Es ist vielleicht nicht die ganz große, glanzvolle Bühne der Champions League, dafür ist der FC Sevilla in der Europa League eine echte Macht. Im Finale am Mittwoch (20.45 Uhr, live Puls 4, SRF 2, Sport eins) greifen die Andalusier gegen Liverpool nach dem dritten Titel in Folge – und könnten damit Geschichte schreiben. Drei Europacup-Triumphe in Serie feierte zuletzt Bayern München im alten Europapokal der Landesmeister (1974–1976), seither ist ein solches Kunststück auf europäischer Ebene keinem Klub mehr gelungen.

Im St.-Jakob-Park in Basel möchte die Mannschaft von Unai Emery nun diesen Schritt schaffen, schließlich hat kein Klub die Europa League (bis 2008 Uefa-Cup) so geprägt wie Sevilla: Seit der Zusammenlegung mit dem Europapokal der Cupsieger im Jahr 1999 schafften es die Spanier viermal bis ins Finale und gingen ebenso oft als Sieger vom Platz. „Wir wollen es und arbeiten hart dafür. Und unser drittes Endspiel in Folge gibt uns recht“, sagte Emery über den von Franz Beckenbauer einst zum „Cup der Verlierer“ titulierten Bewerb.

Den Weg ins Vereinsmuseum würde dennoch nur eine weitere Nachbildung der 1972 entworfenen 15 kg schweren Trophäe aus Silber auf einem Marmorsockel finden, die Vergabe des Originals bei drei Triumphen in Serie hat die Uefa vor einigen Jahren abgeschafft. Stattdessen wird nun eine spezielle Auszeichnung verliehen.

Motivation und Inspiration

Dass im Endspiel mit Liverpool – im Vergleich zu den letzten Gegnern Dnjepropetrwosk und Benfica Lissabon – ein prominenter Name wartet, freut auch Sevilla-Trainer Emery. „Ein großer Rivale mit langer Geschichte. Dieses Finale ist eine besondere Herausforderung, der wir uns mit großer Motivation und Vorfreude stellen werden“, betonte der Baske. Im heimischen Liga-Konzert hat Sevilla nicht nur gegenüber den Großen aus Barcelona und Madrid das Nachsehen, die diesjährige Saison beendete der einmalige Meister (1946) auf dem siebenten Rang. Dass seine Spieler auf europäischer Bühne beinahe schon traditionell eine gute Rolle spielen, ist für Emery leicht erklärt: „Sie können sich in Spanien und Europa einen Namen machen, das inspiriert sie.“

Während Sevilla in den vergangenen Jahren in Europa für Furore gesorgt hat, geht es für die Engländer um das Ende einer Durststrecke. Die letzten internationalen Erfolge datieren aus 2005: Damals feierten die Reds in der Champions League gegen den AC Milan nach 0:3-Rückstand noch einen epochalen Sieg im Elfmeterschießen und gewannen anschließend auch den Supercup gegen ZSKA Moskau.

Liverpool, das die Premier League nur auf Rang acht beendet hat, will mit dem Titelgewinn auch das Ticket für die nächstjährige Champions League lösen. „Wir werden zu 100 Prozent bereit sein. Das ist eine außergewöhnliche Chance für uns“, erklärte Trainer Jürgen Klopp, der eine Partie auf Augenhöhe erwartet. „Sevilla ist nicht besser als wir – und wir sind nicht besser als Sevilla. Es geht um die Kleinigkeiten.“

Für den Deutschen ist es das zweite Trainerduell mit den Andalusiern. 2005 musste er sich in der ersten Runde des Uefa-Cups mit Mainz geschlagen geben. Kuriosum am Rand: Damals sicherte sich Sevilla erstmals den Titel, gegen einen englischen Finalgegner (Middlesbrough).

Die Euphorie bei den Liverpool-Fans ist jedenfalls riesig. Klopp selbst hat nach dem Finaleinzug alle Anhänger aufgefordert, in die Schweiz zu kommen, dies aber am Sonntag wieder zurückgezogen. „Alles andere würde Chaos bedeuten“, meinte der Deutsche. Neben den 10.236 Glücklichen, die über den Klub Tickets ergattert haben, werden weitere 20.000 Fans erwartet. Billigfluglinien haben zahlreiche Sonderflüge aus England eingeschoben, alle 7000 Hotelbetten im EM-Austragungsort von 2008 sind ausgebucht.

König Felipe sorgt für Unmut

Auf spanischer Seite sorgt unterdessen ein Abwesender für Unmut. König Felipe, bekennender Fan von Atlético Madrid, zieht eine Gedenkveranstaltung zum 400. Todestag von Nationaldichter Miguel de Cervantes dem Stadionbesuch vor. „Der König sollte kommen, denn es geht um Sevilla, Andalusien und ganz Spanien“, schimpfte Sevilla-Präsident José Castro. An Felipes Stelle wurde nun sein Vater, der abgedankte König Juan Carlos, nach Basel entsendet, um Sevillas möglicher Krönung beizuwohnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Sevilla jubelt
Fußball-International

Europa League: Sevilla schafft historischen Hattrick

Die Spanier gewannen das Finale gegen Liverpool nach Rückstand noch mit 3:1 und sicherten sich zum dritten Mal in Folge den Titel.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.