Gefeuerter FACC-Chef Stephan klagt gegen Entlassung

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In einem Brief an den Aufsichtsrat kritisiert er auch die ehemalige Finanzchefin, die nach dem Cyber-Betrug im Februar keine Maßnahmen ergriffen habe.

Der gefeuerte Vorstandsvorsitzende des von Betrügern um 40 bis 50 Millionen Euro gebrachten Innviertler Flugzeugzulieferers FACC, Walter Stephan, wehrt sich mit einer Klage gegen seine Entlassung. Das bestätigte er gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten". Laut "Der Börsianer" erhebt er auch Vorwürfe gegen die chinesische Ex-Finanzvorständin Minfen Gu, die bereits im Februar abberufen wurde.

"Ich habe diesen Schritt auf Anraten meiner Anwälte getätigt, um keine Fristen zu versäumen", begründete Stephan gegenüber den "OÖN" die Klage. Lieber wäre ihm eine einvernehmliche Lösung. Am 15. Juli sei ein Termin mit dem chinesischen Aufsichtsratsvorsitzenden Geng Ruguang geplant, in dem es um seine Ansprüche gegen das Unternehmen gehen soll.

Stephan von Abberufung überrascht

"Der Börsianer" zitierte aus einem Brief Stephans an den Aufsichtsrat, in dem er sich verteidigt. Darin kritisiere er, dass die bereits im Februar abberufene Finanzvorständin Minfen Gu trotz des ersten Cyber-Betrugsfalls ("Fake President Incident") keine Vorsorgemaßnahmen getroffen habe. Er, Stephan, wäre bereits vor dem FACC-Börsengang gegen ihre Bestellung gewesen, die chinesischen Aktionäre hätten aber "aus politischen Gründen" darauf bestanden.

FACC ist offenbar Opfer eines "Fake President"-Tricks geworden: Betrüger dürften einer FACC-Mitarbeiterin eine gefälschte E-Mail mit der Bitte um millionenschwere Überweisungen geschickt haben, die den Eindruck erweckte, sie komme von einem firmeninternen Absender. Der durch die Überweisungen entstandene Schaden beläuft sich auf mehr als 50 Millionen Euro. 

Die Finanzchefin musste nach Bekanntwerden des Falles ihren Hut nehmen, die Abberufung Stephans Ende Mai kam allerdings überraschend - auch für ihn selbst, wie er gegenüber den "OÖN" betonte. Denn was den Betrugsfall angeht, habe sich seit Anfang Februar "keine Neuigkeit und keine neue Erkenntnis in dieser Angelegenheit ergeben". Nach Stephans Entlassung hatte auch Aufsichtsrat Gregory Peters sein Mandat niedergelegt.

(APA)

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