Amsterdam: Outdoor-Trinken“ wieder erlaubt

(c) AP (Miguel Villagran)
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Stehend Biertrinken im Freien war bisher illegal. Nun hatten Proteste Erfolg. Immerhin hatten kürzlich allein bei einer Großaktion mindestens 20.000 Menschen gegen die Bürokraten-Willkür demonstriert.


AMSTERDAM (htz). Die Niederlande sind um ein neues Paradoxon reicher und Amsterdams Biertrinker sind glücklich: Denn sie dürfen ab sofort auch wieder im Freien stehend Bier trinken. Das war bisher nämlich strikt verboten – außerhalb eines Lokals durfte man nur im Sitzen trinken.


Bürgermeister Job Cohen hatte nun aber nach massenhaften Protesten der Gäste und Wirte in den vergangenen Wochen Einsicht. Immerhin hatten kürzlich allein bei einer Großaktion  mindestens 20.000 Menschen gegen die Bürokraten-Willkür demonstriert; sie versammelten sich in hunderten Kneipen und Cafés, um demonstrativ im Freien stehend ein kühles Bierchen zu sich zu nehmen.
Begründet wurde die kuriose Vorschrift damit, dass die Durchfahrt durch die engen Gassen an den Grachten aus Gründen des Feuerschutzes für die Feuerwehr jederzeit gewährleistet sein müsse.

Duldung wie beim Kiffen


Allerdings ist die nun gefundene Lösung so richtig typisch niederländisch: Prinzipiell bleibt nämlich „Outdoor-Trinken“ im Stehen nach wie vor verboten – es wird aber nicht mehr mit Bußgeld geahndet. „Gedoogbeleid“ (Duldungspolitik) heißt dieses Vorgehen in Holland. Im Klartext: Es bleibt verboten, man drückt aber ein Auge zu.
Das gleiche Prinzip des „Gedoogbeleid“ gilt ja bekanntlich auch im Umgang mit den mindestens 700 Coffeeshops im ganzen Land, wo man sich mit (allerdings geringen Mengen) Hasch und Marihuana eindecken und gemütlich kiffen kann. Offiziell, also laut Gesetz, ist das verboten, aber es wird geduldet, wie es halt im liberalen Holland so der Brauch ist.

Aus für die „Bier-Stasi“


Diese neue Duldung hat aber auch eine weitere Folge: Amsterdams „Bier-Stasi“ wird arbeitslos.
So nannte der Volksmund zuletzt jene zahlreichen Polizisten, die in den vergangenen Wochen mit Kameras durch die Innenstadt entlang der pittoresken Grachten flaniert waren und dabei die unter freiem Himmel trinkenden Kneipengäste filmten. Kurz darauf erhielt der Wirt dann den saftigen Bußgeldbescheid von der Stadt.

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