Freie Tage. 30 Tage Urlaub plus elf Feiertage ist Spitze.
Wien. Österreichische Gewerkschaften fordern seit Jahren eine sechste Urlaubswoche, die Wirtschaft, speziell der Handel, hätte lieber den einen oder anderen Feiertag weniger. Aber wie ist das wirklich? Haben wir mehr freie Tage als in anderen Ländern üblich?
Das nicht gerade. Betrachtet man den gesetzlichen Urlaubsanspruch, gehört Österreich aber mit 25 Tagen bei Fünftagewoche – also fünf Wochen Urlaub – zur (breiten) Spitzengruppe. Zwar rangieren in der Statistik von Mercer, die für solche Vergleiche meist herangezogen wird, Finnland und Frankreich mit 30 Tagen an der Spitze, nur werden dort die Samstage mit eingerechnet. Und in Litauen (28 Tage) berechnet man den Urlaub überhaupt nach Kalendertagen – macht unter dem Strich vier Wochen.
Und wer hat die meisten gesetzlichen Feiertage? Österreich nicht, auch wenn das manchmal behauptet wird. Laut einer Untersuchung von Eurofound, die sich auf das Jahr 2014 bezieht, führt die Slowakei mit 15 Tagen, auch Spanien, Bulgarien, Lettland und Zypern liegen mit jeweils 14 Tagen vor Österreich (12; Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, wurden nicht mitgezählt).
Eurofound untersuchte auch, wie viele Tage die Mehrheit der Arbeitnehmer im Jahr 2014 tatsächlich frei hatte. In dieser Wertung gibt es einen Überraschungssieger: Deutschland liegt mit 30 Urlaubs- und elf Feiertagen an der Spitze – und das bei einem gesetzlichen Mindesturlaub von nur 20 Tagen. Das liegt daran, dass es dort in Tarifverträgen oder auf Unternehmensebene oft großzügigere Urlaubsregelungen gibt. Noch eine Besonderheit im Nachbarland: Die Zahl der gesetzlichen Feiertage ist in Deutschland von Bundesland zu Bundesland verschieden.
Österreich liegt in dieser Wertung auf Platz fünf. Die 25 Tage Mindesturlaub entsprechen hier auch dem durchschnittlichen tatsächlichen Anspruch, tarifvertragliche Draufgaben sind selten. (cka)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2016)
