Der Ruf nach einer Neuverteilung der Arbeit wird lauter. Indes wächst die Zahl derer, für die ohnehin keine Arbeitszeiten gelten.
In kaum einem EU-Staat werden so viele Überstunden geleistet wie in Österreich. Demgegenüber gibt es 230.000 Arbeitslose. Weshalb der alte Ruf nach einer staatlichen Neuverteilung der Arbeit wieder lauter wird. Sozialminister und Ex-ÖGB-Chef Rudolf Hundstorfer will Überstunden erschweren, und die Grünen graben gar die Forderung nach der 35-Stunden-Woche wieder aus.
Dass sich die so „gewonnenen“ Arbeitsstunden nicht eins zu eins auf neue Jobs umrechnen lassen, ist auch den Grünen klar. Und um die Gefahr zu erkennen, dass durch solche Maßnahmen mehr Jobs verloren gehen könnten als neue entstehen, braucht man nicht unbedingt die Wirtschaftskammer.
Eine verordnete Arbeitszeitverkürzung ist auch aus einem anderen Grund nicht wünschenswert. Denn Arbeit fällt nicht immer regelmäßig an. Damit kann man auf zwei Arten umgehen: Entweder die gleichen Leute arbeiten zeitweise mehr und zeitweise weniger. Oder es entsteht eine Zweiklassengesellschaft: auf der einen Seite Privilegierte mit streng geregelten Arbeitszeiten, die, bildlich gesprochen, um fünf Uhr den Bleistift fallen lassen können. Auf der anderen solche, die auf Abruf, als Zeitarbeiter, freie Dienstnehmer oder auf Werkvertragsbasis arbeiten, um die Spitzen abzudecken. Denen die besten Arbeitszeitgesetze nichts nützen, weil sie für sie oft gar nicht gelten.
Gerechter wäre gelegentliche Mehrarbeit für möglichst viele. (Bericht: S. 16)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2009)