EM-Spiel gegen Island: „Wir haben eine Chance“

Marcel Koller gibt sich optimistisch.
Marcel Koller gibt sich optimistisch.(c) Reuters
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Marcel Koller blickt dem Entscheidungsspiel gegen Island optimistisch entgegen. Der letzte ÖFB-Sieg bei einer Endrunde? 1990!

Paris/Wien. Österreichs Fußballer stehen vor einem echten Entscheidungsspiel. Die Ausgangslage in der Gruppe F ist klar: Will Österreich die vorzeitige Abreise von der EM in Frankreich verhindern, muss heute gegen Island gewonnen werden. Die Sehnsucht heißt Achtelfinale, mit vier Punkten aus drei Partien wäre die Mannschaft von Marcel Koller so gut wie sicher als einer der vier besten Gruppendritten in der Runde der letzten 16.

Selbst Platz zwei ist mit einem Erfolg gegen Island noch möglich, und zwar dann, wenn Portugal das Parallelspiel gegen Ungarn nicht gewinnt. In diesem Fall würde man am Montag in Nizza auf England treffen. Bei einem Aufstieg als einer der besten Gruppendritten wäre entweder am Samstag in Lens der Sieger der Gruppe D (Kroatien) oder Sonntag in Lille der erste des Pools C (Deutschland) der Gegner.

Konzentriert, nicht verkrampft

Seit dem Kraftakt gegen Portugal drehte sich im Teamquartier in Mallemort alles um Island, das Duell mit dem EM-Debütanten. Die Spieler wirkten konzentriert, keineswegs verkrampft. Einer, der immer noch ein Lächeln im Gesicht trug, war Marko Arnautović. Der England-Legionär strahlte Ruhe und auch Selbstbewusstsein aus. Dass Österreich kein Tor gelingen könnte, glaubt der Stoke-Profi nicht. „Das wird sich gegen Island ändern“, meint Arnautović. Gegen Portugal habe man ganze Arbeit in der Defensive verrichtet. „Das 0:0 war eine Motivationsspritze. Jetzt müssen wir wieder schauen, in die Offensive zu kommen. Wir müssen Akzente setzen, das können wir. Gegen Portugal haben wir gezeigt, dass wir defensiv stark sind, gegen Island müssen wir zeigen, dass wir auch offensiv gut sind.“

Martin Harnik, der bislang bei der EM eine eher unglückliche Rolle spielt mit durchwachsenen Leistungen, erwartet gegen Island „eine enge Partie. Uns hilft nur ein Sieg. Wie der eingefahren wird, ist egal. Es wird ziemlich sicher ein Geduldspiel, das sich erst auf den letzten Metern entscheiden wird“, vermutet der 29-Jährige.

Der Gegner wurde analysiert, Teamchef Marcel Koller hat Island genau „zerlegt“, auch die ersten beiden EM-Partien der Isländer (1:1 gegen Portugal, 1:1 gegen Ungarn) wurden aktuell verarbeitet. „In beiden Spielen konnten die Isländer durch Kompaktheit, Defensiv-Qualitäten und Stärke bei Standardsituationen überzeugen“, teilte der Teamchef mit.

Mit Dragović und Junuzović?

Woran es im Spiel der Österreicher gemangelt hat, war das Erreichen der Spitzen, das gegnerische Angriffsdrittel schien überhaupt tabu. „Wir brauchen mehr Passgenauigkeit“, forderte Koller, „das war bisher leider nicht der Fall. Schaffen wir das wieder, dann mache ich mir keine Sorgen.“ Stefan Ilsanker sagt: „Wir werden versuchen, die Isländer mit Passspiel aus der Defensive zu locken. Chancen werden wir bekommen – und die müssen wir verwerten.“ Der Leipzig-Legionär könnte aber trotz seiner guten Leistung gegen Portugal ebenso wie Marcel Sabitzer wieder aus der Anfangsformation rutschen.

Dafür steht Aleksandar Dragović nach seiner Gelb-Rot-Sperre wieder zu Verfügung. Denkbar ist auch eine Rückkehr von Marc Janko in die Startelf, nicht ganz ausgeschlossen scheint ebenso, dass Zlatko Junuzović trotz des gegen Ungarn erlittenen Außenband-Teilabrisses wieder eingesetzt wird.

Österreich muss in seinem insgesamt sechsten EM-Endrundenspiel den ersten Sieg einfahren, sonst droht das Aus. Auf dem Spiel steht das erste K.-o.-Spiel seit dem WM-Semifinale 1954. Es lässt aber noch eine weitere Jahreszahl alarmierend aufschrecken: 1990. Vor mittlerweile 26 Jahren gelang Österreichs letzter Sieg bei einer Endrunde, im Rahmen der WM in Italien wurde USA mit 2:1 besiegt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2016)

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