Digitalisierung verlangt einen neuen Typ Manager

Die Digitalisierung macht vor keinem Sektor halt: Von Industrie bis Dienstleistung, alle suchen nach den raren Spezialisten. Eine Studie analysiert, worauf es beim Chief Digital Officer (CDO) ankommt.

Viel wird geredet über das digitale Zeitalter, über Technologie 4.0 und Unternehmen, die ihre Strukturen von Grund auf verändern wollen, um mit der Schnelllebigkeit der Digitalisierung Schritt zu halten.

„Wir stehen am Rande einer technischen Revolution, die unsere Art zu leben, zu arbeiten und miteinander umzugehen grundlegend verändern wird. In ihrer Reichweite und Komplexität wird es sich bei dieser Transformation um eine noch nie erlebte Erfahrung handeln“, sagte etwa Klaus Schwab, Chef des Weltwirtschaftsforums Davos am diesjährigen Gipfeltreffen, das nicht von ungefähr unter dem Motto „Mastering the Fourth Industrial Revolution“ stand.

Nichts bleibt, wie es war

Unternehmen, so scheint es, müssen sich, unabhängig von ihrer Branche, mit den Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung auseinandersetzen. In der Diskussion, wie sie sich Phänomene wie Technologie 4.0, webbasierte Sharing Economy oder Internet der Dinge annähern sollen, fällt immer häufiger der Begriff des Chief Digital Officers (CDO).

Dieser neue Chef-Digitalisierer, so liest man in einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Pricewaterhouse Cooper (PwC), „führt Unternehmen durch die digitale Transformation und nimmt dabei zunehmend eine Rolle auf strategischer Ebene innerhalb des Unternehmens ein“.

Anders als ein klassischer IT-Chef oder CIO (Chief Information Officer), der traditionell rein für die Leitung des IT-Bereichs zuständig ist, ist es Aufgabe des CDO, die Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette des Betriebes zu koordinieren.

Klaus Hölbling, Geschäftsführer und Partner bei Strategy &, der Strategieberatung von PwC, betont die weitreichenden Kompetenzen eines CDOs. „Der Aufgabenbereich ist vielseitig und divergierend“, so Hölbinger. Digitale Führungskräfte seien „äußerst gefragt“. Doch was zeichnet den idealen CDO aus? Den einen perfekten Digitalchef für alle Unternehmen gebe es nicht, erklärt der Strategieexperte. Jede Branche sei anders, kein Unternehmen gleiche dem anderen.

Fortschritt oder Zerstörung

Dennoch ist eine Kategorisierung möglich. Fünf Archetypen definieren, welcher CDO in welches Unternehmen passt.

  • Der progressive Denker. Unternehmen in eher traditionell organisierten Branchen wie Energie oder Chemie sind laut PwC-Studie in den Händen eines „Progressive Thinker“ gut aufgehoben. Er treibt die Entwicklung digitaler Strategien voran und hat die Innovation im Blick.

  • Der kreative Zerstörer. Unternehmen, die handlungsorientierte und umsetzungsstarke Führung brauchen – etwa im Verlagswesen oder im Einzelhandel – fahren mit einem „Creative Disrupter“ richtig. Er sucht Ideen außerhalb des Unternehmens und hat keine Skrupel, Bestehendes grob anzupacken, wenn es nötig ist.

  • Der Fürsprecher der Kunden. Kundenorientierte Branchen wie Tourismus oder Handel sind mit einem „Customer Advocate“ gut beraten. Sein Fokus liegt auf dem Markt. Kundenzufriedenheit hat für ihn höchste Priorität.

  • Der innovative Technologist. Produzierende Industrieunternehmen holen am besten diesen Typus ins Haus. Seine Stärke ist Effizienz. Er ist Meister im Einsatz von neuen Technologien, wenn es um die Optimierung der Produktions- und Lieferkette geht.

  • Der Universalist. Unternehmen, die unabhängig von ihrer Branche den digitalen Anschluss noch nicht gefunden haben, sollten zügig ein digitales Universaltalent einstellen. Es besticht mit vielseitigem Fachwissen.

Bei der Suche nach CDOs rät Hölbling, vorgefertigte Erwartungshaltungen über Bord zu werfen. Der ideale Kandidat sei oft sehr jung und komme von außen. Keine Scheu sollen Unternehmen vor Branchenfremden haben: Ihr frischer Blick sei oft viel wert. (av)

(Print-Ausgabe, 25.06.2016)

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