Schönklang mit Schubert in der Sommerarena

Das Dreimäderlhaus
Das Dreimäderlhaus(c) Christian Husar - Sommerarena Baden
  • Drucken

Regisseurin Isabella Fritdum gibt dem „Dreimäderlhaus“ einen leicht satirischen Anstrich. Tenor Jörg Schneider begeistert mit herzlichem Gefühl und sicheren Höhen inmitten eines jugendlichen Ensembles.

„Das Dreimäderlhaus“ hat viele Väter, ist aber doch nur ein sentimentales Stück, das ohne Schuberts Musik längst vergessen wäre. Die liebliche Wienerwald-Landschaft, in der auch die Höldrichsmühle mit der berühmten Linde steht – sie wurde nachgepflanzt und ist jetzt wieder stattlich hoch gewachsen – wirkt freilich gerade in der warmen Jahreszeit wie eine Illustration zu Schubert. Naturmystik bietet der Park von Sparbach, wo die Köhlerhütte aus Raimunds „Alpenkönig und Menschenfeind“ steht, Liebende schlendern über das berühmte „kleine Wegerl“ im Helenental. Das alles gehört irgendwie zusammen. Denn auch im „Dreimäderlhaus“, heuer in der Badener Sommerarena zu sehen, verbindet sich die volkstümliche mit der hohen Kunst der Romantik.

Die Geschichte: Drei Mäderln, Töchter des Hofglasermeisters, wollen und sollen sich verehelichen, was zu turbulenten Verwicklungen führt und mit einem melancholischen Schlussakkord endet. Der Film mit Karlheinz Böhm als Schubert und Johanna Matz als Hannerl (1958) von „Sissi“-Regisseur Ernst Marischka ist noch immer nett anzusehen – für die damalige Zeit, aber für heute muss man sich etwas einfallen lassen.

Vibrierende Romantik

Isabella Fritdum hat inszeniert, mit leicht satirischem Anstrich. Das macht sich ganz gut, aber das Beste ist Jörg Schneider als Schubert: Seit 2007 ist der Österreicher an der Wiener Volksoper engagiert. Zu seinen Partien zählen der Tamino, der Graf Almaviva („Barbier von Sevilla“) oder der Belmonte („Entführung aus dem Serail“). Mit seinem schönen, geschmeidigen Tenor erklimmt Schneider mühelos alle Höhen, die kleine Sommerarena erzittert von seiner Power und seinem lyrischen Sentiment. Auch spielerisch überzeugt Schneider als liebenswerter Schubert, der zu schüchtern ist, um seine Ansprüche bei seiner Herzensdame anzubringen. Freund Schober gewinnt sie mit „Dein ist mein Herz!“ („Ungeduld“). Eher unnötig und schon etwas abgebraucht ist die Idee, Schuberts Gefühle durch ein Schubert-Ballett zu illustrieren. Juliette Khalil gibt die pfiffige Hannerl, Clemens Kerschbaumer den Weiberhelden Schober und Peter Faerber erheitert als Hofglasermeister, der glaubt, die Avancen der zickigen Hoftheatersängerin Grisi (Sera Gösch) würden ihm gelten.

Oft fehlt es an Textdeutlichkeit. Das ist vielleicht kein Nachteil, denn der Text klingt teilweise wie eine holprige Nestroy-Parodie. Die Stoppellocken fliegen, die Zylinder werden geschwenkt, die grellbunten Biedermeierkostüme flattern, manchmal überwiegt das Demonstrative nach dem Motto: „Seht her, wie schön wir altmodisch sein können!“ Manche Szenen erinnern an Waldmüller-Gemälde. Alles in allem ist die Aufführung unter der kundigen Leitung von Dirigent Michael Zehetner ein charmantes Erlebnis, ideal für einen geselligen Sommerabend.

Vorstellungen: Sommerarena Baden, bis 4. September

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.