Zugsunglück in Italien: Eines der Opfer saß nicht im Zug

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Die Züge krachten auf einer eingleisigen Strecke in einer Kurve zusammen. Ein Olivenbauer wurde von Trümmern getroffen. Die Identifikation der Opfer läuft an.

Bei dem schweren Zugsunglück in Süditalien mit mindestens 27 Toten und 50 Verletzten sind mehrere Studenten ums Leben gekommen. Sie fuhren mit Regionalzügen auf der Strecke zwischen Andria und Corato im süditalienischen Apulien zur Universität der Stadt Bari. Im Zug befanden sich auch viele Pendler und Touristen, die zum Flughafen Bari unterwegs waren. Die Angehörigen der Opfer versammelten sich im Krankenhaus der Stadt Bari, um die schwer entstellten Leichen zu identifizieren.

Noch unklar ist, wie viele Menschen genau in den Regionalzügen saßen, die von einem privaten Unternehmen betrieben werden. Nach Angaben des Betreibers Ferrotramviaria waren die Züge mit etwa 100 Stundenkilometern auf einer eingleisigen Strecke unterwegs, als sie in einer Kurve zusammenprallten. Die demolierten und ineinander verkeilten Waggons wurden mit Hilfe eines Krans getrennt. "Ein Inferno inmitten der Olivenhaine", beschrieben italienische Medien das Szenario vor Augen der Rettungsmannschaften.

Unter den Toten ist auch einer der beiden Lok-Führer. Ihm fehlte nur noch ein Jahr bis zur Pension, berichteten Angehörige. Unter den Toten befand sich auch ein Bauer, der in seinem Olivenhain entlang der Bahnstrecke die Äste eines Olivenbaums schnitt. Er wurde von den Trümmern der Unglückszüge tödlich am Kopf getroffen.

Hunderte in Schlange wollten Blut spenden

Die Helfer arbeiteten die ganze Nacht hindurch, um Opfer aus den Trümmern zu bergen. Die Verletzten wurden in die Krankenhäuser der Gegend eingeliefert, sieben von ihnen schwebten in Lebensgefahr. Die ganze Nacht lang wurde Blut für die Verletzten gesammelt. Hunderte Menschen standen in der Nacht Schlange, um Blut zu spenden.

Am Mittwoch wird mit der Identifizierung der schwer entstellten Leichen begonnen. Viele Personen, die keine Informationen über ihre verletzten Verwandten hatten, suchten verzweifelt in den Krankenhäusern der Gegend nach ihren Angehörigen. "Ich bin am Leben, weil ich mich in einem der hinteren Waggons einer der beiden Züge befand. Es ist ein Wunder, dass ich noch lebe", sagte eine verletzte Universitätsstudentin.

Suche nach den Verantwortlichen

Die Suche nach den Verantwortlichen des Unglücks ist voll im Gang. Die Staatsanwaltschaft der Region ermittelt wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung gegen unbekannt. Vermutet wird ein menschliches Versagen, oder ein technisches Problem. Die Blackbox der Züge, die in den Jahren 2005 und 2009 gebaut wurden, soll den Ermittlern wichtige Informationen liefern. Verkehrsminister Graziano Delrio berichtet am Mittwoch im Parlament über die Ursachen des Unglücks. Präsident Sergio Mattarella sprach von einer "unannehmbaren Katastrophe", deren Ursache so rasch wie möglich geklärt werden müsse.

Nach dem Bahnunglück ist eine heftige Diskussion über das veraltete regionale Bahnnetz in Süditalien entflammt. Konsumentenschutzverbände klagten, dass die Staatsbahnen in den letzten Jahren massiv in das rentable Hochgeschwindigkeitsnetz auf der Nord-Süd-Achse Turin-Mailand-Rom investiert und dabei das regionale Bahnnetz, vor allem im Süden, schwer vernachlässigt hätten. Ein geplanter Ausbau der Strecke zwischen Corato und Andria auf zwei Gleise war erst kürzlich wegen Finanzierungsproblemen verschoben worden.

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