Umstrittener Haustier-Trend: Ein Elefantenbaby für daheim

Elefantenfamilie, diesfalls in Singapur
Elefantenfamilie, diesfalls in SingapurREUTERS
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Sie sind der letzte Schrei bei Sri Lankas Oberschicht: Babyelefanten. Das ist natürlich illegal - und die Mütter bezahlen dafür meist mit ihrem Leben.

Sie sind teuer, pflegeintensiv - und das ultimative Statussymbol der Oberschicht in Sri Lanka: Baby-Elefanten als Haustiere. Der Trend ruft inzwischen auch Polizei und Justiz auf den Plan, denn in Sri Lanka werden Elefanten verehrt, ihr Fang ist illegal. Allein aus den Nationalparks wurden in den vergangenen zehn Jahren mehr als 40 Tiere gestohlen, um sie als Haustiere zu verkaufen.

"Die Neureichen wollen aus Prestigegründen einen Elefanten zu Hause haben", sagt der Experte für asiatische Elefanten, Jayantha Jayewardene. Dies gehe auf eine Tradition der srilankischen Aristokratie zurück: Früher hielten sich Adlige ganze Herden der Dickhäuter.

Für Empörung sorgte ein Baby-Elefant als Geschenk für den neuseeländischen Regierungschef John Key bei seinem Besuch in Sri Lanka Anfang des Jahres. Tierschützer protestierten, es sei grausam, das Kälbchen von seiner Familie zu trennen. Zudem endet die Jagd auf die Babys meist blutig: "Der Mutterinstinkt ist bei Elefanten sehr ausgeprägt", erklärt Jayewardene. "Wilderer kommen an die Babys nicht heran, ohne dass die Mutter um sie kämpft, und normalerweise endet dies mit dem Tod des Muttertiers."

Überdosiertes Betäubungsmittel kann tödlich sein

Aber auch Kälber sterben, wenn Betäubungsmittel überdosiert werden: Pubudu Weerarathna von der Artenschutzorganisation SCC erinnert sich an eine vergebliche Rettungsaktion, bei der ein Elefanten-Kalb an einer Überdosis Beruhigungsmittel verendete. 2014 stellte Weerarathna einige Männer, die einen Baby-Elefanten auf einem Traktoranhänger transportierten. Auch dieses Kalb war betäubt worden, erholte sich allerdings wieder.

Die vorsätzliche Tötung eines Elefanten wird in Sri Lanka auf dem Papier strikt geahndet - bis hin zur Todesstrafe. Doch in den vergangenen Jahrzehnten wurde die Justiz selten aktiv. Möglicherweise standen die Jäger in der Ära von Ex-Regierungschef Mahinda Rajapakse unter besonderem Schutz: Tierschützer äußerten 2013 einen entsprechenden Verdacht, nachdem ein Verzeichnis mit Elefanten, die als Haustiere gehalten wurden, verschwunden war. Später tauchte das Dokument mit frisierten Einträgen wieder auf. Nun ermittelt die Polizei.

Marktwerkt von 113.000 Euro

Bei einem Marktwert von umgerechnet bis zu 113.000 Euro pro Elefanten-Baby nehmen die Wilderer hohe Risiken gerne in Kauf. Allerdings hat sich das Blatt inzwischen gewendet, selbst hochrangige Kunden sind vor Strafverfolgung nicht mehr gefeit. Im Juni wurde auf Druck der Tierschützer der Richter Thilina Gamage festgenommen, weil er sich einen Baby-Elefanten hielt. Gamage wurde vom Amt suspendiert und wartet nun auf seinen Prozess.

Im März wurde der buddhistische Mönch Uduwe Dhammaloka festgenommen, in dessen Tempel in Colombo ein zweijähriges Elefanten-Kalb lebte. Er habe das Tier nicht gefangen, es sei ausgesetzt worden - wie Katzen oder Hunde, die von Armen in den Tempeln gelassen werden, weil sie sie nicht mehr ernähren könnten, versicherte er bei einer Anhörung. Vergeblich: Ihm drohen wegen Diebstahls staatlichen Eigentums bis zu drei Jahre Haft.

Naturschutzminister Gamini Jayawickrama Perera zeigt sich entschlossen, den illegalen Handel zu stoppen. Die Regierung brach auch mit der Tradition, Tiere aus dem Elefanten-Waisenhaus in Pinnawala an buddhistische Tempel zu verschenken.

Doch nun kommt Protest vom einflussreichen Zahntempel im historischen Kandy, wo für den jährlichen Festumzug mit Buddha-Reliquien nach Angaben von Verwalter Nilanga Dela mindestens 80 zahme Elefanten benötigt werden: "Wir stehen vor einer Krise", klagt Dela. "Wir bekommen vielleicht nicht so viele Tiere, wie wir brauchen."

(APA/AFP/Amal Jayasinghe)

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