Obama schließt russischen Hackerangriff auf Demokraten nicht aus

Archivbild: Wladimir Putin, Barack Obama
Archivbild: Wladimir Putin, Barack Obama(c) Reuters (JASON REED)
  • Drucken

"Alles ist möglich", sagte Obama dem Fernsehsender NBC News. Die russische Regierung weist jede Verantwortung zurück.

US-Präsident Barack Obama schließt nicht aus, dass die russische Regierung hinter dem Hackerangriff auf die Parteiführung der US-Demokraten stehen könnte. "Alles ist möglich", sagte Obama dem Fernsehsender NBC News in einem Interview, das am Mittwoch ausgestrahlt werden soll. Russische Hacker seien schon häufiger in staatliche und private Computernetzwerke in den USA eingedrungen.

Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte am Wochenende 20.000 E-Mails aus der Parteizentrale der Demokraten veröffentlicht, welche die ablehnende Haltung der Parteiführung gegenüber Bernie Sanders, dem stärksten parteiinternen Konkurrenten von Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, unter Beweis stellten. Die Enthüllungen brachten die Parteiführung stark in Bedrängnis, weil sie sich im internen Vorwahlwahlkampf eigentlich neutral verhalten soll. Die Parteivorsitzende Debbie Wasserman Schultz reichte daher am Sonntag ihren Rücktritt ein.

Clintons Wahlkampfteam äußerte den Verdacht, dass Russland hinter dem Hackerangriff stecken könnte, um damit dem republikanischen Kandidaten Donald Trump zu helfen. Laut einem Bericht der "New York Times" geht inzwischen auch der US-Geheimdienst davon aus, dass die Hacker mit "hoher Wahrscheinlichkeit" von Moskau beauftragt wurden. Es ist demnach aber unklar, ob es sich um normale Cyber-Spionage oder eine gezielte Aktion zur Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahl handelte.

Kreml: "Mischen uns nicht in Wahlen ein"

Der Kreml wies die Vorwürfe am Mittwoch erneut strikt zurück. Präsident Wladimir Putin habe immer wieder gesagt, dass sich Russland nicht in die "inneren Angelegenheiten" anderer Länder einmische, vor allem nicht in Wahlen, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow.

Obama sagte in dem Fernsehinterview, er wisse nichts über das Motiv für den Hackerangriff. Die Ermittlungen der US-Bundespolizei FBI dauerten noch an. Trump habe aber mehrfach seine "Bewunderung" für Putin zum Ausdruck. In russischen Medien werde auch "ziemlich positiv" über Trump berichtet, fügte Obama hinzu.

Wikileaks-Gründer Julian Assange wollte eine Verwicklung Russlands weder bestätigen noch dementieren. Wikileaks setze auf "maximale Unklarheit", um seine Quellen zu schützen, sagte er dem Sender CNN. Vielleicht werde sich die Quelle aber eines Tages offenbaren, sagte Assange. "Einige Leute werden dann dumm dastehen", fügte er hinzu.

Nach Angaben der Sicherheitsfirma CrowdStrike waren im April zwei Hackergruppen mit Verbindungen zum russischen Geheimdienst in das Computernetzwerk der US-Demokraten eingedrungen. Laut einem Bericht der "Washington Post" hatten sie dort nicht nur die E-Mails, sondern auch Recherchematerial über Trump gestohlen.

Trump, der unter dem Slogan "Amerika zuerst" antritt, könnte von Moskau bevorzugt werden, weil er das US-Engagement in der Nato infrage stellt und auch ansonsten für eine geringere weltpolitische Rolle der USA plädiert. Moskau umwirbt auch rechtspopulistische Parteien in Europa, etwa die deutsche AfD und den französischen Front National.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Das FBI fordert die Wahlbehörden zur Wachsamkeit auf.
Außenpolitik

Russische Hacker attackieren US-Wahlsystem

Russen sollen einen Hackangriff auf Wählerverzeichnisse in Arizona und Illinois durchgeführt haben. Washington fürchtet um eine Manipulation der Wahlen.
Hillary Clinton und das Internet. Ihr Wahlkampfteam beschuldigt Russland, sich in die Parteirechner gehackt zu haben.
Außenpolitik

Hackt sich der russische Bär in den US-Wahlkampf?

Vor dem demokratischen Parteitag stiftete die E-Mail-Affäre Unruhe. Doch wer stahl die Daten? Ermittler haben den Kreml im Verdacht. Clintons Team ist sich sogar sicher.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.