Bildungskompass doch nicht für alle 3,5-Jährigen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Familienministerin Karmasin legt ein Konzept vor. Allerdings gibt es noch viele offene Fragen.

„Nils interessiert sich besonders für naturwissenschaftliche Themen. Bei Herausforderungen braucht er viel Zeit und Motivation von außen. Nils teilt sich gern mit. Er übernimmt oft Verantwortung für Jüngere.“ So könnte auszugsweise eine Beschreibung im Bildungskompass aussehen, für den Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) jetzt ein Konzept vorgelegt hat. Anders als geplant soll dieser aber nicht bei allen Kindern mit 3,5 Jahren starten – sondern nur bei jenen, die in diesem Alter bereits im Kindergarten sind.

Seit April hatte eine Arbeitsgruppe an dem Kompass gefeilt, der in der Bildungsreform paktiert wurde. Die Kindergartenpädagogen sollen künftig ein Mal jährlich ihre Beobachtungen in einem standardisierten Raster festhalten. Angelehnt ist das an ein deutsches Modell mit fünf Bereichen. Grob gesagt geht es um Interessen, Engagement, um den Umgang mit Herausforderungen, Sprache und Soziales.

Die Werkzeuge, mit die Pädagogen Kinder bisher einschätzten – inklusive der verpflichtenden Sprachstandsfeststellung – sollen erhalten bleiben und die Erkenntnisse in den Raster einfließen. Trotzdem ist der Kompass für Karmasin „nicht nur ein A4-Blatt, wo man irgendetwas überträgt, sondern schon ein eigenes pädagogisches Instrument, das im Prinzip auch allein eingesetzt werden könnte“. Die Eltern sollen den Kompass zur Schuleinschreibung mitbringen.

Kosten sind noch unklar

Der Aufwand wird auf drei Stunden pro Jahr und Kind geschätzt. Die Kosten sind aber noch nicht klar. Auch die Gesamtkosten könne man noch nicht genau abschätzen, heißt es. Alle ungeklärten Fragen will Karmasin ab Ende September mit den Ländern verhandeln. Der bundesweite Start des Bildungskompasses ist ab 2018 geplant, Oberösterreich will ab Herbst bereits Pilotprojekte.

Die Grünen sind enttäuscht über das „Rohkonzept“. Dass sich Karmasin traue, „mit einem derart vagen Konzept ohne jede Substanz an die Öffentlichkeit zu gehen, ist ebenso verwegen wie fahrlässig“, sagt Bildungssprecher Harald Walser. Er hält eine Präsentation des Kompasses, ohne mit den Ländern verhandel zu haben, ohne Kostenberechung und Finanzierungskonzept für „fahrlässig“.

(beba/APA)

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